Endoskopie heute 2006; 19 - P44
DOI: 10.1055/s-2006-939407

Kollabiertes Gallenblasenlumen sowie massive, septierte Gallenblasenwandverdickung bei akuter Hepatitis

C Bojarski 1, HJ Raatschen 1, T Albrecht 1, S Faiss 1, AJ Krosen 1, T Schneider 1, M Zeitz 1, JC Hoffmann 1
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Medizinische Klinik I

Einleitung: Eine Gallenblasenwandverdickung tritt typischer Weise bei einer Cholezystitis, bei Ascites oder bei Rechtsherzversagen auf. Innerhalb der letzten 10 Jahre wurde lediglich eine Fallserie berichtet über endosonographische Wandveränderungen bei akuter Hepatitis. Wir fragten daher, ob mittels hochauflösender konventioneller Ultraschalldiagnostik Gallenblasenveränderungen bei akuter Hepatitis detektierbar sind und ob sich mittels Powermode, CT und NMR die Ursache klären lässt.

Patienten und Methodik: Zwischen 1/2003 und 3/2004 wurden insgesamt 5 Patienten mit akuter Hepatitis untersucht, davon 1 Frau. Jeweils 2 Patienten hatten eine akute Hepatitis A bzw. Hepatitis B, ein Patient hatte eine akute Hepatitis nach kardiogenem Schock, d.h. ischämisch bedingt. Alle Patienten wurden mittels hochauflösender Ultraschalluntersuchung incl. Powermode untersucht und über einen Zeitraum von 3 Wochen bis 3 Monaten nachuntersucht. Es wurden Wanddicke, Gallenblasengröße, Gallenblasenlumen und Echostruktur der Wand ermittelt. Ergänzend wurde in jeweils einem Fall die Gallenblasenwanddurchblutung mittels Kontrastmittelsonographie, die Gallenblasenwand mittels Spiral-CT-Untersuchung sowie NMR incl. MRC untersucht.

Ergebnisse: Alle Patienten wiesen eine massive Gallenblasenwandverdickung (1,0 bis 1,8cm) und Wandseptierung bei der initialen Untersuchung auf. Bei 3 von 5 Patienten zeigte sich bei der initialen bzw. ersten Folgeuntersuchung ein volltständig kollabiertes Lumen. Die Septierung und ein Gallenblasenwandödem wurden mittels CT und NMR bei einer Patientin verifiziert. Im Powermode war die Wand selbst nicht, in der KM-Sonographie, CT und NMR lediglich die Mukosa hypervaskularisiert. Im Rahmen der Verlaufsuntersuchungen normalisierten sich die Gallenblasenwand und -lumen bei allen vier Patienten mit akuter viraler Hepatitis, eine Normalisierung der Gallenblase bei dem Patienten mit ischämischer Hepatitis verlief verzögert.

Diskussion: Akute Hepatiden können zu massiven Gallenblasenwandverdickungen und Kollabieren des Lumens führen. Eine Abgrenzung zu Wandeinblutungen und Tumoren ist daher durch laborchemische bzw. virologische Diagnostik bedeutsam, um ein operatives Vorgehen zu vermeiden. Vermutlich handelt es sich um ein entzündliches Ödem der Wand mit hypervasulariserter Mukosa ohne Hinweis auf Vasculitis.