Endoskopie heute 2006; 19 - P39
DOI: 10.1055/s-2006-939402

Prävention rezidivierender Nahrungsmittelbezoare im Gallengang durch multiples Stenting

I Zuber-Jerger 1, J Schölmerich 1, F Kullmann 1
  • 1Universitätsklinikum Regensburg, Medizinische Klinik und Poliklinik I

Hintergrund und Anamnese: Eine 68-jährige Dame wurde mit Fieber und Schmerzen im rechten Oberbauch notfallmäßig aufgenommen. In der Vorgeschichte bestand eine Cholezystektomie aufgrund einer Cholezystolithiasis vor 25 und eine Papillotomie wegen Choledocholithiasis vor einem Jahr. Innerhalb des letzten Jahres war es dreimal zu einem Gallengangsverschluss durch Nahrungsmittelbezoare gekommen.

Diagnose und Therapie: Bei der klinischen Untersuchung bestanden subfebrile Temperaturen (38,6 Grad Celsius) und ein Druckschmerz im rechten Oberbauch. Laborchemisch fiel eine Leukozytose (11.500/nl), eine Neutrophilie (77%), ein erhöhtes C-reaktives Protein (105mg/l), erhöhte Transaminasen (GPT 255 U/l), alkalische Phosphatase (280 U/l) und ein erhöhtes Bilirubin (1,5mg/dl) auf.

Sonographisch zeigte sich ein erweiterter Gallengang ausgefüllt mit echogenem Material. Bei der ERC wurde erneut ein großer Nahrungsmittelbezoar mit dem Dormiakörbchen geborgen.

Angesichts der wiederholten Gallengangsverschlüsse durch Bezoare wurde mit der Patientin die Anlage einer biliodigestiven Anastomose diskutiert, die Patientin lehnte aber einen operativen Eingriff ab.

Daraufhin entschlossen wir uns zur Anlage von multiplen Plastikstents (n=10), um den duodenalen Reflux in den Gallengang zu minimieren.

Nach dem Eingriff war die Patientin beschwerdefrei. Der weitere Verlauf war über zwei Jahre komplikationsfrei. Erst nach 24 Monaten kam sie wieder zur stationären Aufnahme mit Oberbauchschmerzen. Die Plastikstents lagen noch korrekt. Erwartungsgemäß waren inzwischen einige Stents verschlossen, manche jedoch noch offen. Der Ballondurchzug nach Entfernung der Stents zeigte keine Bezoare. Erneut wurden 10 Plastikstents implantiert. Die Patientin wurde beschwerdefrei entlassen.

Schlussfolgerung: Nahrungsmittelbezoare im Gallengangssystem sind eine Rarität. Sie entstehen in der Regel im Zusammenhang mit einer veränderten Anatomie nach vorausgegangenen operativen Eingriffen im pankreatobiliären System oder bei Duodenaldivertikeln. Dieser Fall zeigt exemplarisch, dass die Entwicklung von Nahrungsmittelbezoaren duch multiples Stenting verhindert werden kann. Dies führt als Alternative zur operativen Anlage einer biliodigestiven Anastomose zu einer Verlängerung der symptomfreien Intervalle bei diesen Patienten.