Endoskopie heute 2006; 19 - P26
DOI: 10.1055/s-2006-939389

Die laparoskopische Myektomie – ein experimentelles laparoskopisches Reflux-Modell am Schwein

RA Lang 1, TK Geiger 1, G Meyer 1, FW Spelsberg 1, TP Hüttl 1
  • 1Chirurgische Klinik und Poliklinik, Klinikum Großhadern der Universität München

Hintergrund: Bis heute konkurrieren zahlreiche Antirefluxplastiken miteinander, neue Modifikationen werden regelnäßig mitgeteilt. Eine – möglichst auf experimentell gesicherten Daten basierende – kontrollierte Einführung der verschiedenen laparoskopischen Fundoplikationes wurde weitgehend versäumt. In Ermangelung eines geeigneten Modells erfolgten und erfolgen die Mehrzahl der Fundoplikationes um einen intakten unteren Ösophagussphinkter.

Methodik: Spätenstens seit den Experimenten von Siewert et al. im Jahre 1973 ist bewiesen, dass auch die Myotomie ungeeignet ist, eine Sphinkterinsuffizienz zu erzielen. Die vollständige Myektomie ist mit einer Letalität von bis zu 60% behaftet und daher nicht praktikabel. In der vorliegenden Studie wird ein In-vivo-Myektomiemodell vorgestellt. Hierbei erfolgt in Intubationsnarkose laparoskopisch mit Stieltupfer und Schere schichtweise großkurvaturseitig eine partielle (~ 6×1,5cm) Myektomie (n=8). Angaben als Median und Breiche.

Ergebnisse: Nach Vorversuchen und Teamtraining an Kadavern und offener In-vivo-Vorversuche konnte der Eingriff bei allen Tieren laparoskopisch beendet werden, bei 2 Tieren trat eine intraoperative Ösophagusperforation auf, die laparoskopisch beherrscht werden konnte. Manometrisch sank der Sphinkterdruck von präop. 7,7 (4,5–9,1) auf postop. 2,2 (0–6,8) und 8 Wo. postop. 2,25 (0–3,7) mmHg (p<0,001). Auch die Sphinkterlänge sowie das Sphinkterdruckvektorvolumen sanken signifikant. Letzteres von 4054 auf 923 und 944mmHg2. Endoskopie und Refluxprüfung waren gegenüber den Kontrollen pathologisch. Die OP-Zeit betrug 30,6±12,7min und stand in einem signifikanten linearen Zusammenhang mit der Erfahrung des Operateurs (Korrelationskoeffizient r=0,55, p<0,001).

Folgerungen: Mittels laparoskopischer partieller Myektomie lässt sich eine vollständige Sphinkterinsuffizienz mit geringer methodenspezifischer Morbidität erzielen. Das Verfahren dient uns inzwischen als Grundlage für experimentelle Untersuchungen am gastroösophagealen Übergang und wurde im Rahmen von Antirefluxexperimenten an weiteren 40 Tieren ohne Komplikationen durchgeführt. Das Verfahren erscheint somit geeignet, künftigen Modifikationen in der Antirefluxchirurgie als Grundlage zu dienen.