Endoskopie heute 2006; 19 - P7
DOI: 10.1055/s-2006-939370

Endoskopische Dysphagietherapie bei Läsionen der kaudalen Hirnnervengruppe

C Motsch 1
  • 1Medizinische Fakultät, Univ.-HNO-Klinik Magdeburg

Obwohl der Schluckvorgang in seiner Komplexität durch die Hirnnerven V, VII, IX, X, XII bilateral gesteuert wird, beeinflusst der N. vagus dominierend die motorische Innervation. Bereits der alleinige Ausfall eines N. vagus kann zum klinischen Bild einer paralytischen Dysphagie führen, die durch eine intra- und postdeglutitive Aspiration charakterisiert ist. Für den betroffenen Patienten besteht das permanente Risiko einer vital bedrohlichen Aspirationspneumonie. Bei unilateraler Lähmung der kaudalen Hirnnervengruppe hat das von Dencke inaugurierte 4-Stufenkonzept, das die Myotomie des M. cricopharyngeus, die Rekonstruktion des Glottisschlusses, die Resektion der dilatierten paralytischen Pharynxwand sowie die Fixation des weichen Gaumens der paralytischen Seite an die Pharynxhinterwand umfasst, nicht an Aktualität eingebüßt. Zeitpunkt und Umfang des operativen Vorgehens sind von der individuellen Situation des Patienten insbesondere von der Symptomausprägung abhängig.

An der Univ.-HNO-Klinik Magdeburg konnten gute Erfahrungen mit zwei transoralen endoskopischen Techniken zur Schluckrehabilitation gemacht werden, die gleichzeitig in der Frühphase nach Operationen der Otobasis bei Patienten mit nachfolgenden kompletten bzw. inkompletten Paresen der kaudalen Hirnnervengruppe durchgeführt wurden (n=12). Alternativ zur konventionellen Myotomie des M. cricopharyngeus hatte es sich zur Denervierung des gleichnamigen Muskels bewährt, endoskopisch je 20 IE Botox in die 4 Quadranten des hypopharyngo-ösophagealen Übergangs zu injizieren. In gleicher Sitzung wurde die gelähmte Stimmlippe endoskopisch durch Kollageninjektion (0,8–1ml Zyplast®) bis zum vollständigen Glottisschluss augmentiert sowie eine PEG zur sofortigen Aufrechterhaltung der enteralen Ernährung angelegt. Dieses Vorgehen schaffte gute Voraussetzungen für eine funktionelle Schlucktherapie durch den Logopäden.