Endoskopie heute 2006; 19 - V84
DOI: 10.1055/s-2006-939353

Das große Krabbeln!

J Wedemeyer 1, J Freise 1, JL Hülsemann 1, H Zeidler 1, MP Manns 1, M Krüger 1, PN Meier 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie

Eine 29 Jahre alte, in China lebende Deutsche stellte sich in der 22. Schwangerschaftwoche wegen starker abdomineller Schmerzen in einem chinesischen Krankenhaus vor. Eine daraufhin durchgeführte Appendektomie erbrachte keine ausreichende Besserung der Beschwerden. Aufgrund zunehmenden Anstieg des CRPs sowie der Transaminasen in Verbindung mit Gelenkbeschwerden begannen die Kollegen in China eine Steroidtherape. Hierrunter kam es zu einer Besserung der Transaminasen und Normalisierung des CRPs. Bereits eine geringe Reduktion der Steroiddosis führte zu einem erneuten Anstieg der Transaminasen und der Entzündungsparameter. Zur weiteren Diagnostik bei weiterhin bestehenden Arthritiden und papulöser Hautveränderungen an Armen und Beinen stellte sich die Patientin in der Rheumatologischen Abteilung der MHH vor. Hier zeigte sich eine unauffällige Yersinien, Borrelien und Chlamydien Serologie. Die Stuhluntersuchung erbrachte keine pathogenen Keime oder Hinweis auf Wurmeier. In den serologischen Untersuchungen fiel jedoch ein erhöhtes IgE bei allerdings unauffälliger Eosinophilenzahl im Differentialblutbild auf. Durchfälle bestanden nicht. Die konsiliarisch durchgeführte Gastroskopie war unauffällig. In der ebenfalls konsiliarisch durchgeführten Koloskopie zeigte sich ein massiver Befall ca. 1–2cm langen weißlichen, vitalen, sich bewegenden Parasiten. Die Mikrobiologische Untersuchung belegte einen Befall mit Enterobius vermicularis (Madenwürmern). Unter einer Therapie mit Mebendazol kam es zu einem passagerem Anstieg der Transaminasen, schlussendlich aber zu einer Normalisierung der Entzündungsparameter und Rückgang der Beschwerden.

Interessant ist, dass die Diagnosestellung nicht über die mikroskopische Stuhluntersuchung sondern nur über die endoskopische Diagnostik in diesem Fall zu stellen war.