Endoskopie heute 2006; 19 - V82
DOI: 10.1055/s-2006-939351

Inkurables stenosierendes kolorektales Karzinom – endoskopische Stent-Implantation oder palliative Operation?

H Ptok 1, F Marusch 1, L Meyer 1, I Gastinger 1
  • 1Carl-Thiem-Klinikum Cottbus, Klinik f. Chirurgie

Hintergrund: Palliativ-chirurgische Eingriffe zur Behandlung des inkurablen, obstruierenden kolorektalen Karzinom zeichnen sich durch eine Morbidität und Letalität ohne relevante Prognoseverbesserung aus. Alternativ stehen Selbst-expandierende Metallgitter-Stents als Therapieoption zur Verfühgung, deren Effizienz im Vergleich zur palliativen Operationen bewertet werden soll.

Methode: Von 04/1999 bis 04/2005 wurden unizentrisch alle konsekutiven Patienten mit inkurablem, stenosierendem, kolorektalen Karzinom prospektiv erfasst, die in palliativer Intention mit einen Stent zur Beseitigung der Obstruktion behandelt wurden (Gruppe I). Diese wurden einer im gleichen Zeitraum bei gleicher Indikation operativ behandelten Patientengruppe (Gruppe II) der gleichen Klinik gegenüber gestellt, deren Daten ebenfalls prospektiv erfasst wurden. Es wurden Alter, Geschlecht, Tumorlokalisation und ASA-Score, periinterventionelle Morbidität, Letalität, Verlaufskomplikationen, Reinterventionen und Überlebenszeiten verglichen.

Ergebnisse: 38 von 40 Patienten (Gruppe I) wurden erfolgreich mit einem Stent versorgt, 2 Patienten nach erfolgloser endoskopischer Intervention operiert. Der Altersmedian lag bei 79 (47–96) Jahren. Weitere 38 Patienten wurden operativ behandelt (Gruppe II). Der Altersmedian dieser Patienten betrug 74 (50–86) Jahre. 19 Patienten erhielten eine palliative Tumorresektion (Gruppe IIa), 19 Patienten einen intestinalen Bypass oder Anus praeter (Gruppe IIb). Die Patienten der Gruppe I waren signifikant älter (p=0.020) und hatten einen höheren ASA-Score (p=0,012) und häufiger Fernmetastasen (p=0,011). Geschlechtsverhältnis und Tumorlokalisationen waren vergleichbar. Bei 11 Patienten der Gruppe I (28,9%) und 12 Patienten der Gruppe II (31,6%) traten postinterventionell Komplikationen auf, wobei 2 der 11 Patienten der Gruppe I in der Folge operiert werden mussten. Die postoperative Letalität in der Gruppe II betrug 5,2%. In der Gruppe I verstarb kein Patient methodenbedingt. Die medianen Überlebenszeiten waren im Vergleich Gruppe I vs. Gruppe II (9,9 Monate vs. 7,8 Monate; log-rank 0,506) nicht signifikant unterschiedlich.

Schlussfolgerung: Die palliative Behandlung der malignen Obstruktion bei inkurablem kolorektalen Karzinom mittels Stent ist eine effiziente Alternative zur palliativen Operation, ohne negativen Effekt auf das Gesamtüberleben bei geringerer Morbidität und Letalität.