Endoskopie heute 2006; 19 - V81
DOI: 10.1055/s-2006-939350

Evaluation einer neuen Videotechnologie (Narrow Band Imaging) zur besseren Polypenerkennung während der Koloskopie

A Adler 1, W Veltzke 1, J Papanikolaou 1, H Abou 1, H Pohl 1, T Rösch 1
  • 1Charite-Universitätsmedizin Berlin-Virchow-Klinikum, Zentrale Interdisziplinäre Endoskopie-Klinik für Innere Medizin m.S. Hepatologie, Gastroenterologie, Stoffwechsel und Diabetes

Einleitung: Die Koloskopie ist im Screening das derzeit treffsicherste Verfahren in der Erkennung von Polypen in ihren verschiedenen Wuchsformen (erhaben, flach). Trotzdem werden bis 20% der Polypen übersehen, insbesondere flat adenomas, die eine Relevanz für die Karzinogenese haben können. In einigen Studien konnte gezeigt werden, dass Kontrastanhebung durch endoskopisch applizierte Färbelösungen zu einer verbesserten Polypenerkennung führt. Das neue Videoendoskopverfahren des Narrow Band Imaging (NBI) erreicht durch unterschiedliche Filterung der beteiligten Lichtkomponenten einen ähnlichen Effekt. Das Verfahren ist als Umschaltfunktion in konventionelle Koloskope eingebaut und wird in der vorliegenden prospektiv randomisierten Studie im Vergleich zur konventionellen Bildgebung evaluiert.

Methodik: Eingeschlossen in die Studie werden konsekutiv alle Patienten ab 18 Jahren, die sich in unserer Endoskopieabteilung zu einer Koloskopie aus verschiedenen Indikationen unterziehen. Ausgeschlossen werden alle Patienten mit Antikoagulantien, in schlechtem AZ ab ASA III, bei denen keine komplette Koloskopie geplant ist und solche mit bekanntem Kolonkarzinom, mit CED, nach Kolonteilresektion oder mit bekannter Kolonstenose zur Therapie. In der NBI-Gruppe wird der Rückzug des Koloskops vom Zökum, bei dem die genaue Inspektion und ggf. Therapie stattfindet, ausschließlich in NBI-Funktion durchgeführt. In der Kontrollgruppe wird mit vergleichbaren Koloskopen der neuesten Videoserie (180er Generation, Fa. Olympus)untersucht, bei denen ein Umschalten auf NBI nicht möglich ist. Sollte der Untersucher bei NBI bei einem Befund unsicher sein, so kann er auf Normalfunktion umschalten, was aber mit Begründung dokumentiert werden muss.

Ergebnisse: Die Auswertung der ersten 150 Koloskopien zeigt eine Verbesserung der Polypendetektionsrate mit NBI um 50%. Ebenso können sich Angiodysplasien und Frühformen mesenchymaler Neoplasien durch die verstärkte Kontrastanhebung besser von der Umgebung abzeichnen. Statistisch wird eine Fallzahl von 400 angestrebt, was bei der derzeitigen Rekrutierungsfrequenz im Dezember 2005 erreicht ist. Mit zunehmendem Fortschreiten der Studie zeigt sich, dass die Untersucher weniger von NBI auf Normalfunktion umschalten müssen, was die zunehmende Sicherheit im Umgang mit der neuen Technik dokumentiert. Die Untersuchungszeiten, insbesondere die Rückzugsdauer vom Zökum, sind in beiden Gruppen nicht relevant verschieden.

Schlussfolgerungen: Das neue Verfahren des NBI verbessert die Polypendetektionsrate. Es kann bei gleichem Untersuchungsaufwand routinemäßig bei der Koloskopie zugeschaltet werden und ist den endoskopischen Färbemethoden ebenbürtig. Deshalb steigert es die Treffsicherheit der Vorsorgekoloskopie.