Endoskopie heute 2006; 19 - V78
DOI: 10.1055/s-2006-939347

Kontrastmittelsonographie bei einem Patienten mit primärem Lymphom der Leber

C Kaiser 1, M Götzberger 1, U Schiemann 1, W Heldwein 1, A Eigler 1
  • 1Medizinische Klinik, Klinikum der Universität, Innenstadt, Ludwig-Maximilian-Universität, München, Gastroenterologie

Wir berichten über einen 51-jährigen Patienten, bei dem im Rahmen der Abklärung einer Leberraumforderung unter anderem eine Kontrastmittelsonographieuntersuchung durchgeführt wurde.

Zur Vorgeschichte: im Rahmen einer Typisierung bei AML des Bruders war eine Virushepatitis B aufgefallen. In der weiteren Hepatitisabklärung wurde ein solitärer Rundherd im linken Leberlappen mit ca. 84×80mm gesehen.

Laborchemisch zeigte sich eine geringgradige Erhöhung von GOT und gGT, AFP war negativ.

Sonographisch (konventionell) zeigte sich die Raumforderung scharf begrenzt, mit unregelmäßigem Perfusionsmuster und Verdacht auf eine zentrale Nekrose. Die Gallenwege zeigten sich lokal komprimiert ohne extrahepatische Cholestase. Eine CT-gesteuerte Punktion wurde von dem Patienten verhement abgelehnt. An Vorerkrankungen bestand eine arterielle Hypertonie, ein Z.n. Alkoholabusus sowie eine schwere depressive Verstimmung.

Die am selben Tag durchgeführte kontrastmittelsonographische Untersuchung (4,8ml Sonovue) der Leber zeigte die Raumforderung mit einer Größe von 98×84mm. In der arteriellen Phase zeigte sich die Läsion hyperperfundiert, mit einem raschen Abfluten in der portalvenösen Phase sowie im weiteren Verlauf der Untersuchung zunehmend hypoechogen.

In Zusammenschau von Anamnese und bildgebenden Verfahren stellte sich der hochgradige Verdacht auf ein Hepatozelluläres Karzinom (HCC). Eine dringend angeratene Biopsie wurde vom Patienten weiterhin abgelehnt. Innerhalb einer Beobachtungszeit von 7 Wochen kam es zu einer deutlichen Größenzunahme der Raumforderung (Durchmesser ca. 140mm). Letztlich stimmte der Patient einem operativen Vorgehen zu. Das histologische Ergebnis erbrachte eine Infiltration durch ein diffus großzelliges Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) der B-Zellreihe. Die weiterführende Diagnostik lieferte das Ergebnis eines primären Lymphoms der Leber. Nach Durchführung einer adjuvanten Chemotherapie zeigte sich in den zuletzt durchgeführten Kontrolluntersuchungen kein Anhalt für ein Rezidiv.

Die Inzidenz des NHL liegt bei 12 / 100 000. Davon betreffen 0,02% primäre Lymphome der Leber. Aufgrund der besseren Prognose und einer therapeutischen Konsequenz sollte bei Verdacht auf ein HCC unter anderem ein Lymphom ausgeschlossen werden. In der Literatur werden Fallberichte sowie kleine Studien zum primären Leberlymphom beschrieben. Erfahrungen zur Kontrastmittelsonographie bei primärem Lymphom der Leber gibt es bisher nur in äußerst geringem Ausmaß.