Endoskopie heute 2006; 19 - V74
DOI: 10.1055/s-2006-939343

Transpapillärer Verschluss einer Pankreasleckage mit Onyx

I Zuber-Jerger 1, T Herold 1, F Kullmann 1
  • 1Universitätsklinikum Regensburg, Medizinische Klinik und Poliklinik I

Hintergrund:

Eine 76-jährige Frau mit einer komplizierten Sigmadivertikulitis benötigte eine erneute Operation, um eine Stenose ihres Ileostoma zu beheben. Dabei kam es zu einer Verletzung von Pankreasschwanz und Milz, so dass eine Resektion des Pankreasschwanzes und eine Splenektomie erforderlich wurden. In der Folge kam es zu einer lebensbedrohlichen Sepsis, die zu einer Übernahme in unsere Klinik führte. Ursache der Sepsis war ein subphrenischer Abszess. Da eine Kommunikation zwischen dem verletzten Pankreas und dem subphrenischen Abzess vermutet wurde, wurde eine ERP durchgeführt.

Diagnose und Therapie: Die ERP zeigte eine Fistel im Pankreasschwanz, die mit dem bereits transcutan drainierten subphrenischen Abszess kommunizierte. Zunächst wurde versucht, durch die Einlage eines 7 Fr 10cm Plastikstent eine transpapilläre Drainage des Pankreassekretes zu erzielen. Als dies nicht ausreichend war und der Abszess persistierte, wurde beschlossen, die Kommunikation zwischen Pankreasgang und Abszess zu verschließen. Ein Mikrokatheter wurde im Pankreasgang am Übergang zur Fistel platziert. Sehr langsam wurden 0,15ml Onyx (Fa. Micro Therapeutics, Inc. Irvine, USA) injiziert. Eine ERP 14 Tage später und die Kontrastmitteldarstellung des Abszesses konnten zeigen, dass die Fistel nach der Injektion von Onyx verschlossen war, so dass der Abszess im weiteren Verlauf verschwand und die Patientin sich vollständig erholte.

Schlussfolgerung: Der endoskopische Verschluss von Pankreasfisteln ist in der Vergangenheit mit Substanzen wie Fibrin oder N-butyl-2-cyanoacrylate versucht worden. Mit Onyx ist eine neue Substanz verfügbar, die für den Verschluss von Fisteln oder Leckagen geeignet scheint. Es handelt sich um ein Ethylene-vinyl-alcohol-copolymer, das in Dimethylsulfoxid gelöst ist. Bei Kontakt mit einer wässrigen Lösung fällt die Substanz sofort aus. Aufgrund ihrer Viskosität bleibt sie an derselben Stelle und kann somit unter radiologischer Sicht exakt platziert werden. Der Fall zeigt, dass mit dieser neuen Substanz Pankreasleckagen verschlossen werden können. Fallserien müssen letztendlich die Effektivität überprüfen.