Endoskopie heute 2006; 19 - V71
DOI: 10.1055/s-2006-939340

Interventionelle Duktoskopie

VR Jacobs 1, M Kiechle 1, H Schaaf 1, S Paepke 1
  • 1Technische Universität München, Frauenklinik

Einleitung: Die Duktoskopie, die Endoskopie der Milchgänge der weiblichen Brust, kann zusätzliche direkte Informationen über Läsionen innerhalb der Milchgänge geben, die mit herkömmlicher indirekter Bildgebung wie z.B. Sonographie, Mammographie, MRT und Galaktographie z.T. nur eingeschränkt möglich sind. Nachdem die rein diagnostische Duktoskopie auch in Deutschland zunehmendes Interesse und Verbreitung findet, ist die Entwicklung zur interventionellen Duktoskopie ein Meilenstein zur umfassenden Anwendung dieser minimal-invasiven Endoskopietechnik.

Methodik: In Zusammenarbeit mit der Fa. PolyDiagnost, Pfaffenhofen, wurden entsprechend der klinischen Anforderungen ein Spektrum verschiedener interventioneller Techniken entwickelt und klinisch erprobt. Diese umfassen u.a. die gezielte Duktallavage unter Sicht, eine Technik zur Gewinnung von Nipple Aspirate Fluid (NAF), die sichtgesteuerte Bürstenzytologie mit 0,38mm Bürste von suspekten intraduktalen Befunden, die Entfernung von intraduktalen Läsionen durch Titan-Körbchen von 0,38mm, eine sichtgesteuerte transduktale Biopsie mittels einer 0,8mm Biopsiezange, die alternative Bilddarstellung von intraduktalen Befunden mittels Wechsel zwischen Weisslicht- und Autofluoreszenzlicht sowie die Anwendung von dünnen Markierungsdrähten durch den 0,40mm Arbeitskanal des Duktoskops zum Markieren und kontrollierten Wiederauffinden der intraduktalen Zielläsionen.

Ergebnisse: Die Anwendung der beschriebenen Methoden ist einfach, sicher und effektiv. Es gab keine intra- bzw. postoperativen Komplikationen. Durch die Wiederverwendbarkeit der verwendeten Geräte nach Sterilisation können die Kosten im Vergleich zu Einmalinstrumenten reduziert werden.

Diskussion: Die interventionelle Duktoskopie erweitert die diagnostische Duktoskopie zu einer umfassenden und eigenständigen Methode, doch bis zur Etablierung eines neuen Standards muss die interventionelle Duktoskopie noch als experimentell angesehen werden. Eine Anwendung in Multi-Center-Studien zur Evaluation der Technik auf operative Sicherheit und Äquivalenz zum bestehenden Standard ist notwendig und in Vorbereitung.

Folgerungen: Die interventionelle Duktoskopie folgt dem Prinzip der geringstmöglichen Invasivität und eröffnet eine Vielzahl neuer Möglichkeiten. Mit diesen neuen Techniken der interventionellen Duktoskopie erscheint sowohl eine Weiterentwicklung zu einer ambulanten Screeningmethode als auch ein Ersatz herkömmlicher Operationstechniken wie Duktektomien denkbar.