Klin Monbl Augenheilkd 2006; 223(8): 675-680
DOI: 10.1055/s-2006-926695
Klinische Studie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Selen und Katarakt - Risikofaktor oder sinnvolle Nahrungsergänzung?

Selenium and Cataract - Risk Factor or Necessary Dietary Supplement?J. Dawczynski1 , K. Winnefeld2 , E. Königsdörffer1 , R. Augsten2 , M. Blum3 , J. Strobel1
  • 1Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Jena
  • 2Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin, Universitätsklinikum Jena
  • 3Klinik für Augenheilkunde, Helios-Klinikum Erfurt
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Publikationsverlauf

Eingegangen: 19.8.2005

Angenommen: 24.2.2006

Publikationsdatum:
22. August 2006 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Der Stellenwert von Selen in der Kataraktentstehung ist nach wie vor unklar. Sowohl protektive als auch toxische Wirkungen werden diskutiert. Vor diesem Hintergrund sollte der Selengehalt in humanen Linsen sowie im Serum bei verschiedenen Kataraktformen untersucht werden. Methodik: 123 Patienten (76 weibliche, 37 männliche) mit einem mittleren Alter von 69,8 Jahren (von 17 bis 91 Jahren) wurden untersucht. Dabei wurden insgesamt 84 Augenlinsen (nach ECCE) und 110 Blutseren mittels Atomabsorptionsspektroskopie auf ihren Selengehalt hin untersucht. Die Auswertung erfolgte mittels präoperativer Untersuchung inklusive Scheimpflugdiagnostik sowie unter Einbeziehung der bestehenden Vorerkrankungen. Ergebnisse: Es zeigte sich eine deutliche Zunahme des Selengehalts der Linsen mit fortschreitender Linsentrübung und Verfärbung der Linse. Entsprechend wiesen die Linsen mit Cataracta matura signifikant höhere Selengehalte im Vergleich zu anderen Kataraktformen auf. Gegenteilig dazu verhielt sich die Selenkonzentration im Serum. In Linsen von Diabetikern zeigten sich bereits in jüngeren Lebensjahren Veränderungen des Selengehaltes der Linse. Patienten mit Nikotinabusus wiesen deutlich erniedrigte Selengehalte der Linse und erniedrigte Selenkonzentrationen im Serum auf. Schlussfolgerungen: Ein deutlicher Zusammenhang zwischen Ausprägungsgrad der Katarakt und dem Selengehalt der Linse bzw. der Selenkonzentration im Blutserum scheint zu bestehen. Inwieweit und durch welche Mechanismen Selen bzw. selenabhängige Enzyme einen direkten Einfluss auf die Entstehung von Linsentrübungen haben, kann noch nicht abschließend beurteilt werden.

Abstract

Background: The exact role of selenium in cataract development is still unclear. Both protective and toxic effects and mechanisms have been postulated in the past. Accordingly, the selenium contents in human lenses and blood sera in different forms of cataract were investigated. Methods: 123 patients (76 female and 37 male) with a mean age of 69.8 years (range: 17 to 91 years) were enrolled in this study. Overall, 84 lenses (after ECCE) and 110 blood serum samples were investigated by atomic absorption spectroscopy. Interpretation of data was accompanied by exact preoperative investigations including scheimpflug techniques. Results: A significant increase of selenium content of the lenses was found with increasing lens opacification and colouration. Lenses with a mature cataract showed the highest selenium contents in the lens compared to other cataract forms. Opposite results were detected in blood serum. Lenses of diabetics showed already at a younger age changes in selenium content. Smokers showed both decreased selenium contents in the lens and decreased selenium concentration in blood serum. Conclusions: An obvious correlation between the type of cataract and selenium content of the lens seems to exist. The question by which mechanism selenium acts directly or by selenium-dependent enzymes acts lens opacification remains speculative up to now.

Literatur

Dr. med. Jens Dawczynski

Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Jena

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