Klin Monbl Augenheilkd 2005; 222 - V7
DOI: 10.1055/s-2005-922977

Die modifizierte Levatorrücklagerung bei endokriner Orbitopathie

N Fichter 1, MP Schittkowski 1, RF Guthoff 1
  • 1Rostock – Universitäts-Augenklinik

Hintergrund: Im chronischen Stadium der endokrinen Orbitopathie kommt es zu einer fibrotischen Umwandlung der orbitalen Weichteilgewebe. Dies kann restriktive Funktionseinschränkungen der extraokularen Augenmuskeln einschließlich des Musculus levator palpebrae zur Folge haben. Hieraus resultieren nicht nur subjektive Beschwerden im Sinne eines Sicca-Syndroms, es besteht zudem die Gefahr einer funktionsbeeinträchtigenden kornealen Schädigung im Sinne einer Expositionskeratopathie bis hin zum Hornhautulkus.

Mit dem Ziel die Schutzfunktion der Lider zu sichern, sind in der Literatur verschiedene lidverlängernde Operationstechniken beschrieben, welche unterschiedliche Erfolgsquoten zeigen. Wir berichten hier über eine modifizierte Technik nach Harvey und Anderson zur Oberlidverlängerung.

Methode: Es werden der Müller-Muskel/Levatorkomplex und die Bindehaut vom Tarsus abgetrennt und nicht mit einem Interponat versorgt. Die Modifikation beinhaltet das Belassen einer zentralen Bindehautbrücke. Der Wundverschluss erfolgt lediglich durch die Naht von Haut und oberflächlicher Orbicularismuskulatur. Im Zeitraum von 2001 bis 2005 wurden insgesamt 12 Patienten (1 m, 11 w) einer Levatorrücklagerung zugeführt. Hiervon wurde bei 4 Patienten die modifizierte Operationsmethode angewandt. Bei der Auswertung waren neben einer regulären ophthalmologischen Untersuchung die Beurteilung der Lidkontur und der Seitendifferenz der Lidspaltenweite in Primärposition von Bedeutung.

Ergebnisse: Im Vergleich zu der bisher durchgeführten Technik zur Levatorrücklagerung zeigt sich durch das Belassen einer zentralen Bindehautbrücke eine kosmetisch bessere Lidkontur im Bereich der zentralen Lidspalte. Hinsichtlich der durchschnittlich erzielten Oberlidverlängerung und der Seitendifferenz der Lidspaltenweite war kein Unterschied zwischen den beiden Operationsmethoden zu verzeichnen.

Schlussfolgerung: Bei der Behandlung der Oberlidretraktion bei endokriner Orbitopathie favorisieren wir die modifizierte Levatorrücklagerung, wobei bei der Durchtrennung der Bindehaut auf den Erhalt einer zentralen Bindehautbrücke geachtet werden sollte. Auf ein Interponat kann in jedem Fall verzichtet werden.