Klin Monbl Augenheilkd 2005; 222 - V47
DOI: 10.1055/s-2005-922969

Maskeradesyndrom beim malignen Melanom

C Wiederholt 1, C Grünauer-Kloevekorn 1, C Taege 1, GIW Duncker 1, M Amm 1
  • 1Universitäts-Augenklinik Halle

Hintergrund: Ein Maskeradesyndrom simuliert mit Glaskörpertrübungen und Netzhautinfiltraten das Bild einer Uveitis. Beispiele für neoplastische Ursachen sind cerebrookuläre Lymphome, Metastasen und maligne Melanome der Chorioidea.

Methodik: Ein 67-jähriger Patient erhielt bei seit 8 Wochen bestehenden unklaren therapieresistenten Glaskörpertrübungen und Netzhautinfiltraten beidseits eine diagnostische Vitrektomie auf dem rechten Auge. Die Sehschärfe betrug beidseits 0,8. Die Augenvorderabschnitte waren beidseits altersentsprechend reizfrei. Ophthalmoskopisch zeigte sich beidseits eine randscharf begrenzte, vitale Papille und ein regelrechter Makulabefund. Nicht-pigmentierte Glaskörperzellen imponierten insbesondere rechts als kondensierte Membran, links diffus verteilt.

Ergebnisse: Es wurde eine Pars plana Vitrektomie mit SF6-Gasendotamponade durchgeführt. Intraoperativ zeigten sich weißliche mit Sanguis durchsetzte subretinale Infiltratteppiche. Aus den Glaskörperproben wurde immunzytologisch die Diagnose eines malignen Melanoms gestellt. Die Gesamtkonstellation mit Befall beider Augen sprach für einen metastatischen Prozess. Im Schädel MRT zeigte sich eine cerebrale Manifestation mit Herden frontobasal, an der Falx cerebri sowie in der linken Kleinhirnhemisphäre. Im Thorax-, Abdomen- und Becken-CT konnte eine weitere Organmetastasierung ausgeschlossen werden. Die gezielte Anamnese ergab die Entfernung eines melanozytären Hauttumors.

Schlussfolgerung: Kutane Melanome metastasieren selten in Netzhaut und Glaskörper. Sowohl pigmentierte wie nicht-pigmentierte Zellinfiltrationen können vorkommen. Bei zunehmender Inzidenz kutaner maligner Melanome sollte diese Metastasierung in die Differenzialdiagnose einer unklaren Uveitis immer einbezogen werden.