Klin Monbl Augenheilkd 2005; 222 - R13
DOI: 10.1055/s-2005-922935

Entropium-Chirurgie – Methoden und Indikationen

J Herde 1
  • 1Universitäts-Augenklinik Halle

Ist die Operation des Entropiums eine der ältesten Lidoperationen (Celsus), so wurden bis in die heutige Zeit dank des besseren Verständnisses des Pathomechanismus neue Operationsverfahren entwickelt. Die Anatomie und die Funktion der Unterlidretraktoren wurden erst in den letzten Jahren insbesondere für die En- und Ektropiumoperationen erkannt und verarbeitet. Die Entropien sind zu unterteilen in E. congenitum, E. spasticum, E. senile (involutives E.) und E. cicatriceum. Das primär insgesamt anatomisch schwächere Unterlid erklärt das wesentlich häufigere Betroffensein des Unter- als des Oberlides. Neben dem Orbikularismuskel und den Unterlidretraktoren kommt dem Lidbandapparat für die operative Korrektur des Unterlidentropiums Bedeutung zu. Durch horizontales Bewegen des Lides nach nasal und temporal ist einschätzbar, ob der Bandapparat intakt oder erschlafft ist. Präoperativ sind sowohl die Beurteilung der Lidinnenseite und die Tiefe des Fornix als auch das Ausmaß der Abwärtsbewegung der Unterlidkante bei Abblick zur Einstufung des E. senile hinsichtlich einer Insuffizienz oder Desinsertion der Unterlidretraktoren ratsam. Am Oberlid sind Überlegungen und Untersuchungen hinsichtlich von Narben, Symblepharonsträngen, Tarsusinstabilität, Floppy Eye Lid-Syndrom vorzunehmen. Unterlid-OPs: E. congenitum: OP nur extrem selten notwendig – Exzision eines schmalen sichelförmigen Haut-Muskel Streifens. E. spasticum: Pflasterzug, ggf. Schöpfer-Nähte, OP nach Wies; Entropium senile am Unterlid: OP nach Wies, Wies – Quickert, OP nach Fox, Tarsalzungenplastik, OP nach Jones; bei ausgeprägter Blepharodermatochalasis diese gleichzeitig mit Oberlidplastik beseitigen; E. cicatriceum: Symblepharonstrang-Durchtrennung und Mundschleimhautplastik, ggf. mit Amnionplastik, Margino-Intermarginal-Plastik, Tarsusdurchtrennung und Mundschleimhautplastik. Oberlid-OPs: OP nach Ohashi, partielle Tarsektomie, Ohrknorpel-Plastik, Tarsoplastik, Lidblattverlagerung, Blepharoplastik mit Fixierung des M. orbicularis an der Levatoraponeurose. Entscheidend für die auszuwählende Operationsmethode ist der Pathomechanismus und der Schweregrad des Entropiums.