Klin Monbl Augenheilkd 2005; 222 - V43
DOI: 10.1055/s-2005-922209

Die Leipziger Langzeitbeobachtungsstudie bei Typ-1- und Typ-2-Diabetikern zum Stoffwechselverhalten und klinischen Parametern – Analyse der Augenhintergrundveränderungen

S Martinetz 1, G Müller 2, M Verlohren 1, HJ Verlohren 1, HJ Möhring 1
  • 1Leipzig
  • 2Dresden

Hintergrund: Es wird über die Entwicklung am Augenhintergrund über 8–12 Jahre in Abhängigkeit von der Stoffwechselqualität unter den Routinebedingungen einer diabetologischenSchwerpunktpraxis (SPP) berichtet.

Methode: Analysiert wurden auswahlfrei alle Patienten mit einer Mindestbetreuungsdauer von 8 Jahren in der SPP (n=555, Typ-1=286, Typ-2=269)

Mittlere Diabetesdauer vor Überweisung (ÜW): Typ-1 8,2 Jahre, Typ-2 8,9 Jahre. Die Augenbeurteilung erfolgte unmittelbar nach Überweisung und wenigstens einmal jährlich nach den Kriterien der ETDRS.

Ergebnisse: Die Retinopathiestadien finden sich mit folgenden Häufigkeiten (jeweils keine Rp., milde, mäßige, schwere nicht proliferative Rp., proliferative Rp.) Typ-1 63%, 15%, 10%, 5%, 6%, Typ-2 66%, 9%, 9%, 7%, 7%. Der mittlere HbA1c der Patienten mit Rp. ist höher als bei Patienten ohne Rp. Typ-1: 7,0% vs. 7,4% (p<0,001), Typ-2: 7,0% vs. 7,3% (p<0,05). Höhere HbA1c-Werte sind mit dem höheren Risiko eines höheren Rp.-Stadiums gekoppelt. Höhere Retinopathiestadien nehmen mit längerer Diabetesdauer zu. Bei längerer Diabetesdauer ist eine Zunahme der Maculopathie zu verzeichnen. Kataraktoperation ist ein Risikofaktor für die Progredienz einer Retinopathie bei Typ-2-Diabetes. Bei erreichter mittlerer HbA1c-Einstellung >7,5% ist häufiger Laserbehandlung oder Vitrektomie erforderlich. Albuminurie erhöht das Risiko für das Auftreten von Augenkomplikationen. Höhere systolische Blutdruckwerte bedingen höhere Retinopathiestadien.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse bestätigen, dass sowohl bei Typ-1- als auch Typ-2-Diabetikern eine Abhängigkeit der ophthalmologischen Komplikationen von der Stoffwechseleinstellung besteht. Die im Vergleich zur Literatur günstigeren Resultate sind Folge der dauerhaft besseren Stoffwechselführung in unserer Patientengruppe. Dies unterstützt die Notwendigkeit, auch bei Typ-2-Diabetikern eine sowohl normale Stoffwechselführung anzustreben wie eine normale Blutdruckeinstellung und eine normale Einstellung auch der Lipidparameter.