Klin Monbl Augenheilkd 2005; 222 - R24
DOI: 10.1055/s-2005-922190

Keratokonus und Keratektasie – Neue Therapieoptionen

M Kohlhaas 1
  • 1Universitäts-Augenklinik, Dresden

Hintergrund: Der Keratokonus führt als, erworbene zumeist progressive bilaterale zentrale oder parazentrale Keratektasie durch seinen hohen irregulären Astigmatismus oder durch stromale Hornhautnarben zu einer deutlichen Visusreduktion. In mehr als 20% der Patienten ist eine Visusrehabilitation in einem fortgeschrittenen Stadium nur noch durch eine perforierende bzw. eine tiefe lamelläre Keratoplastik möglich.

Die Quervernetzung der stromalen Kollagenfibrillen mittels Riboflavin und UV-A Bestrahlung (Hornhautvernetzung) scheint hierbei eine neue Therapieoption zur Vermeidung einer weiteren Progression mit konsekutivem signifikanten Visusverlust darzustellen.

Dresdener Erfahrungen und erste Langzeitergebnisse werden vorgestellt.

Material und Methoden: Seit der Behandlung der ersten Patienten in Dresden 1998 führten wir bisher an 140 Augen eine Hornhautvernetzung mit Riboflavin und UV-A Bestrahlung durch (mittl. Alter 31,7 Jahre±11,5 Jahre). Die Behandlungen erfolgten jeweils nach in der Hornhauttopographie nachgewiesener Progression. Nach großflächiger Abrasio corneae in Tropfanästhesie wurde die Bestrahlung, unter kontinuierlicher Riboflavin-Tropfenapplikation mit einer Intensität von 3mW/cm2 für insgesamt 30min durchgeführt. Die Ergebnisse der postoperativen Verlaufskontrollen liegen für die ersten behandelten Patienten im 5-Jahres-Follow-up vor.

Ergebnisse: Bei allen behandelten Patienten konnte eine weitere Progression des Keratokonus gestoppt werden. In über 60% der Augen zeigte sich im Follow-up eine Regression der maximalen K-Werte im Mittel um 2,8 D. Funktionell gewannen die behandelten Patienten im Mittel 1.4 Zeilen±2.04 Zeilen. Tierexperimentell konnte ein Maximum des Verfestigungseffektes in den oberen 200–250µm der Hornhaut nachgewiesen werden, bedingt durch das Absorptionsverhalten der mit Riboflavin behandelten Hornhaut für UV-A. Dementsprechend wurden im Kontrollzeitraum keine Hinweise für bestrahlungsbedingte Nebenwirkungen in tieferen Augenabschnitten (speziell Endothelzellzahl/Linse) gefunden.

Zusammenfassung: Die Quervernetzung der Kollagenfibrillen durch Riboflavin und UV-A Bestrahlung modifiziert die biomechanischen Eigenschaften der Hornhaut und führt hierdurch zu einer Verfestigung insbesondere der oberen 200–250µm, wodurch eine Progression der Keratokonus gestoppt werden kann. Tiefer gelegene Strukturen (Endothel/Linse) werden nicht geschädigt. Die einfache Durchführung wie die geringen Behandlungskosten avisieren die Methode zu einer vielversprechenden Therapieoption insbesondere in Fällen einer zwar nachgewiesenen Progression jedoch bei noch akzeptablem Visussituation. Die Zahl der zur Visusrehabilitation notwendigen Keratoplastiken könnte hierdurch deutlich reduziert werden.