Klin Monbl Augenheilkd 2005; 222 - R4
DOI: 10.1055/s-2005-922168

Neuroprotektion beim Glaukom

AG Böhm 1
  • 1Universitäts-Augenklinik, Dresden

Da neben dem erhöhten Augeninnendruck noch andere Risikofaktoren zu einer glaukomatösen Schädigung des Sehnerven beitragen können, liegt es nahe, neben der Senkung des Augeninnendruckes auch andere Therapieformen zur Behandlung des Glaukoms in Erwägung zu ziehen. Wie unterschiedlich die Faktoren auch sein mögen, die zu einer glaukomatösen Schädigung des Sehnerven beitragen, so ist doch allen gemein, dass Sie letztendlich in dieselbe Endstrecke münden, an deren Ende der programmierte Zelltod, die Apoptose, steht. Aus diesem Grund wird neben der Senkung des Augeninnendruckes vor allem eine neuroprotektive Therapie für die Glaukomerkrankung diskutiert.

Grundidee der Neuroprotektion ist es, Medikamente in der Behandlung des Glaukoms einzusetzen, die die Nervenfasern bzw. Ganglienzellen widerstandsfähiger machen, d.h. dass z.B. die Ganglienzellen überleben können, obwohl der Augeninnendruck eigentlich für das Auge zu hoch ist.

Zurzeit sind sowohl Augentropfen als auch Tabletten als potentiell neuroprotektive Therapie in der klinischen Erprobung. Substanzen, die ein neuroprotektives Potential bei der Glaukomerkrankung zu haben scheinen, sind z.B. Magnesium, Betablocker mit kalziumantagonistischen Wirkungen (z.B. Betaxolol), Alpha-Agonisten (z.B. Brimonidin), Kalziumantagonisten und NMDA-Antagonisten (z.B. Memantine).

In Tierversuchen konnte bereits gezeigt werden, dass Neuroprotektion als Therapieprinzip wirksam ist. Beim Menschen gibt es zwar erste Hinweise, dass Neuroprotektion als Therapieprinzip beim Glaukom funktioniert, der endgültige Nachweis steht jedoch noch aus.