Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P673
DOI: 10.1055/s-2005-919703

Der Einfluss von Chemokinen auf den Austausch perivaskulärer und meningealer Makrophagen des Gehirns: eine Studie an genetisch defizienten knochenmarkchimären Mäusen

J.K Strecker 1, M Schilling 1, M Müller 1, A Stöber 1, E.B Ringelstein 1, R Kiefer 1
  • 1Münster

Nach einem Schlaganfall folgt eine Kaskade molekularer und zellulärer Mechanismen einschließlich einer lokalen entzündungsähnlichen Reaktion, die u.a. für die Entwicklung des Infarktes bedeutsam ist. Die immunologische Kontrolle des Gehirngewebes durch verschiedene Makrophagenpopulationen ist ein Teil des komplexen Systems der Infarktentstehung. In unseren Experimenten untersuchten wir meningeale und perivaskuläre Makrophagen, welche an den Grenzflächen des Gehirns bzw. des Schlaganfallgewebes zu dessen Umgebung eine besondere Lage und Funktion haben.

Das Chemokin Monocyte Chemoattractant Protein-1 (MCP-1) und sein Rezeptor (CCR-2) sind in die zelluläre Reaktion der Infarktentwicklung nach zerebralem Gefäßverschluss einbezogen. Eine Inhibition dieses Systems reduziert mutmaßlich den Einstrom toxischer Makrophagen und könnte auf die Infarktgröße Einfluss nehmen. Die molekularen Mechanismen des potentiell schädlichen Makrophageneinstroms sind jedoch derzeit noch nicht vollständig bekannt.

Wir untersuchten zunächst im normalen Gehirn den Austausch perivaskulärer und meningealer Makrophagen. Hierfür stellten wir knochenmarkchimäre Mäuse her, indem wir Knochenmark aus CCR-2 defizienten und für das grün fluoreszierende Protein (GFP) transgenen Mäusen in CCR-2 defiziente und GFP-negative Empfängertiere transplantierten. Nach 3 Monaten der Rekonvaleszenz verglichen wir den Austausch perivaskulärer und meningealer Makrophagen in CCR-2-defizienten chimären Mäusen mit nicht-CCR-2-defizienten chimären Kontrollen. Wir fanden, dass sich das Verhältnis zwischen lokalen und innerhalb der 3 Monate ausgetauschten Makrophagen sowohl perivaskulär als auch meningeal zwischen CCR-2-defizienten und nicht-defizienten Tieren nicht signifikant unterscheidet.

Dieses Ergebnis bedeutet, dass CCR-2 für den physiologischen Austausch perivaskulärer und meningealer Makrophagen vermutlich allenfalls eine untergeordnete Rolle spielt. Experimente zur Klärung der Frage, welchen Einfluss CCR-2 nach zerebraler Ischämie ausübt und ob das Chemokin MCP-1 für den Austausch perivaskulärer und meningealer Makrophagen bedeutsam ist, werden derzeit durchgeführt.