Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P665
DOI: 10.1055/s-2005-919695

Durchtrennung der A. carotis externa im MCAO-Fadenmodell führt zu Minderperfusion der ipsilateralen Kaumuskulatur

M.S Dittmar 1, B Vatankhah 1, N.P Fehm 1, G Schuierer 1, F Schlachetzki 1
  • 1Regensburg

Fragestellung: Beim endovaskulären Fadenmodell des reversiblen A.-cerebri-media-Verschlusses (MCAO) treten Nekrosen der ipsilateralen Kaumuskulatur auf. Diese sind vergesellschaftet mit einer verzögerten postoperativen Gewichtszunahme sowie einer verlangsamten funktionellen Besserung. Die vermutete ischämische Ätiologie dieser Läsionen ist bis dato nicht eindeutig belegt. Wir untersuchten, ob die Durchtrennung der A. carotis externa (ACE) im Rahmen des Fadenmodells zur Minderperfusion des extrakraniellen Gewebes führt.

Methoden: Bei vier Versuchstiergruppen mit je 6 Wistar-Ratten wurde in Narkose ein sagittaler Hautschnitt über der Kalotte (als chirurgisches Analogon zur Laser-Doppler-Flussmessung) und anschließend eine Durchtrennung der rechten ACE, A. occipitalis und A. thyroidea sup. (Gruppe A), oder der ACE, A. occipitalis, A. thyroidea sup. und A. pterygopalatina (Gruppe B) durchgeführt. In Gruppe C wurde zusätzlich zum Vorgehen in der Gruppe B die rechte A. carotis com. verschlossen. In Gruppe D wurde nur die rechte V. jugularis ext. und ihre Äste ligiert. Am ersten postoperativen Tag wurden kernspintomographisch unter Anwendung einer i.v.-kontrastmittelverstärkten T1-gewichteten Perfusionssequenz Seitenunterschiede in der Latenz sowie in der Steilheit des Signalanstiegs analysiert.

Ergebnisse: In den Tieren der Gruppe A bis C war der ipsilaterale Signalanstieg nach Kontrastmittelapplikation um 1,16±0,3 Sek. verzögert (p=0,001) und abgeflacht (für die ersten 10 Messungen nach Beginn des Signalanstiegs: 3,2±0,2% vs. 4,0±0,3% pro Bild [p=0,023]; für die ersten 25 Bilder: 1,8±0,1% vs. 2,2±0,1% pro Bild [p=0,007]). Die Durchtrennung der ECA (Gruppe A) war hierbei ausreichend, um eine signifikante Abflachung des Signalanstiegs herbeizuführen (3,6±0,4% vs. 4,6±0,5% pro Bild für 10 Bilder [p=0,005]; 1,9±0,1% vs. 2,6±0,2% für 25 Messungen [p=0,001]). Diese Befunde belegen eine Verzögerung und Verminderung der Kaumuskeldurchblutung. Nach venöser Unterbrechung (Gruppe D) traten keine Differenzen auf.

Schlussfolgerung: Das chirurgische Vorgehen beim MCAO-Fadenmodell schließt meist die Durchtrennung der ACE ein, was nach den vorliegenden Daten zur Minderperfusion der ipsilateralen Kaumuskulatur führt. Diese Ergebnisse sprechen für eine ischämische Ätiologie der Kaumuskelläsionen im Kontext dieses Schlaganfallmodells, auch wenn der Beweis der Kausalität noch aussteht.