Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P661
DOI: 10.1055/s-2005-919691

Regeneration beim Akuten Ischämischen Schlaganfall (RAIS): Phase II Studie mit G-CSF bei akutem Mediateilinfarkt

S Haas 1, S Sauerbruch 1, R Lürding 1, G Müller 1, B Hennemann 1, F Schlachetzki 1, J Winkler 1, U Bogdahn 1
  • 1Regensburg

Präklinische Daten deuten daraufhin, dass zelluläre Therapieansätze neben der Rekanalisation, der symptomatischen Therapie und der Neurorehabilitation eine weitere mögliche Säule der Behandlung des akuten ischämischen Schlaganfalls darstellen werden. Die RAIS-Studie ist eine Phase-II-Studie zur Prüfung der Verträglichkeit von „Granulocyte-Colony Stimulating Factor“ (G-CSF) in der Akutphase bei Patienten mit akutem Mediateilinfarkt mit dem Fernziel, zelluläre Regeneration zu ermöglichen. Im Nagermodell führte die Gabe von G-CSF nach Mediainfarkt zu einer Reduktion des Infarktvolumens sowie zu einer Verbesserung des motorischen Defizits. Diese positiven Effekte scheinen zum einen auf neuroprotektiven Eigenschaften von G-CSF und zum anderen auf einer Mobilisation von unreifen hämatologischen Vorläuferzellen aus dem Knochenmark mit dem Potential der Transdifferenzierung, Zellfusion und/oder des „trophic support“ zu basieren. In der hier vorgestellten RAIS-Studie wurde Patienten (<65 Jahre) mit einem Mediateilinfarkt (M2-Verschluss) G-CSF subcutan über 5 Tage appliziert. Dabei wurde bei den ersten 5 Patienten eine Dosis von 2,5µg/kg Körpergewicht, bei den folgenden 6 Patienten eine Dosis von 5µg/kg Körpergewicht injiziert. Eine weitere Gruppe von 5 Patienten mit einer Tagesdosis von 10µg/kg Körpergewicht wird derzeit rekrutiert. Neben der engmaschigen cMRT Verlaufskontrolle (3-malig in 90 Tagen) erfolgten an insgesamt 9 Zeitpunkten bis zum Tag 90 nach initialer G-CSF Gabe Bestimmungen von Labor-, Vital- und hämatologischen Parametern. Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist in den ersten beiden untersuchten Kohorten die Gabe von G-CSF hinsichtlich aller Beobachtungsparameter komplikationslos vertragen worden. Der Spiegel der CD34+-Zellen im peripheren Blut konnte in der 2,5µg Gruppe (n=5) um den Faktor 8,5 und in der 5µg Gruppe (n=5) um den Faktor 10,8 zwischen Tag 1 und Tag 7 erhöht werden.

Die RAIS-Studie trägt dazu bei, einen möglichen neuen Therapieansatz in der Behandlung des akuten ischämischen Schlaganfalls zu etablieren und die therapeutischen Risiken dieses Ansatzes zu evaluieren. Bisher zeigten sich zusammenfassend keine Komplikationen in Zusammenhang mit der G-CSF Applikation bei suffizienter Mobilisierung von CD34+-Zellen.