Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P632
DOI: 10.1055/s-2005-919663

Okuläre Myositis als wichtige Differentialdiagnose bei episodischem halbseitigen Kopfschmerz

U Kullik 1, A Reinshagen 1, A Jassoy 1, F Hoffmann 1
  • 1Halle

Hintergrund: Episodische subakut auftretende halbseitige Kopfschmerzen mit vegetativer Begleitsymptomatik, Photophobie und Bulbusschmerz führen meist zur Diagnose einer Migräne, chronisch paroxysmalen Hemikranie, Bing-Horton-Syndrom oder SUNCT. Tritt dabei zusätzlich Doppelbildsehen auf, wird häufig an ein Tolosa-Hunt-Syndrom gedacht. Als Ursache kann jedoch eine okuläre Myositis vorliegen.

Fallbericht: Eine 54-jährige Frau stellte sich mit subakut aufgetretenen stärksten halbseitigen Kopfschmerzen vor. Zusätzlich bestand nachhaltiges Erbrechen, Photo- und Phonophobie sowie Bulbusschmerzen rechts. Klinisch-neurologisch zeigte sich eine Ab- und Adduktionsschwäche des rechten Auges sowie konjunktivale Injektionen und Chemosis. Die Patientin gab ähnliche Beschwerden vor ca. 3 Jahren -linksseitig- an. Die veranlaßte MRT unter dem initialen Verdacht eines Tolosa-Hunt-Syndromes zeigte keine intrakraniellen Auffälligkeiten, insbesondere der Sinus-cavernosus-Region, jedoch orbital eine spindelige Auftreibung des M. rectus medialis rechts bis zu einem Durchmesser von ca. 1cm mit KM-Enhancement. Nach einer daraufhin ersten Kortisoninfusion war die Patientin am Folgetag beschwerdefrei. Die Diagnose einer okulären Myositis war damit weitestgehend gesichert.

Schlussfolgerung: Die okuläre Myositis ist eine wichtige, therapierelevante Differentialdiagnose der halbseitigen Kopfschmerzsyndrome und MR-tomografisch leicht diagnostizierbar. Durch das rasche Ansprechen auf Kortison wird die Diagnose zusätzlich gesichert.