Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P490
DOI: 10.1055/s-2005-919522

Heimpatienten mit Demenz profitieren von einer Umstellung auf Risperidon nach Vorbehandlung mit einem niederpotenten Neuroleptikum

J Staedt 1, A Schreiner 1, A Schmitt 1
  • 1Berlin, Neuss

Hintergrund: Bei ca 80–90% aller Demenz-Patienten treten im Krankheitsverlauf Verhaltensstörungen wie Aggressivität, sozialer Rückzug, Misstrauen und psychotische Symptome wie Wahn und Halluzinationen auf, was häufig zu einer frühzeitigen Heimeinweisung führt. Zur Zeit werden meistens derartige Symptome mit niederpotenten Neuroleptika behandelt.

Methodik: In einer prospektiven multizentrischen Anwendungsbeobachtung wurden Heimpatienten mit Demenz, die aufgrund von psychotischen Symptomen, Aggressivität und weiteren Verhaltensstörungen mindestens über 3 Wochen mit einem niederpotenten Neuroleptikum behandelt wurden, nach Umstellung auf Risperidon über 4 Wochen weiter beobachtet. Dokumentationsparameter waren die Veränderung der klinischen Symptomatik (NPI), die Alltagskompetenz (NOSGER), der klinische Gesamteindruck (CGI) und der Pflegeaufwand. Änderungen des Schlafverhaltens wurden anhand einer 4-stufigen kategorialen Skala erfasst. Des Weiteren wurde die Lebensqualität der Patienten kategorial auf einer 5-stufigen Skala (deutlich besser bis viel schlechter) beurteilt.

Ergebnisse: Interimsanalyse von 42 Heimpatienten (64% Frauen; Durchschnittsalter 82 Jahre) mit einer Alzheimer Demenz (66%), vaskulären Demenz (14%) oder gemischten Demenz (18%). Hauptgrund für die Umstellung auf Risperidon waren fortbestehende chronische Aggressivität (68%) und psychotische Symptome (39%) sowie Tagesmüdigkeit (32%) und ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus (30%). Die häufigsten Vormedikationen waren Melperon (61,4%) und Pipamperon (22,7%). Mittels des NPI-scores war eine signifikante Abnahme der Verhaltensstörungen im Behandlungsverlauf festzustellen (p<0,0001). Bei Beobachtungsende wurden 93% der Patienten im klinischen Gesamteindruck als gebessert eingeschätzt. Anhand des Gesamtscores im NOSGER konnte eine signifikante Verbesserung der Alltagskompetenz festgestellt werden (<0,01). Das Schlafverhalten verbesserte sich ebenfalls signifikant (p<0,001). Bei 73% wurde die Lebensqualität als (sehr) gebessert beurteilt. Die Behandlung mit Risperdion wurde sehr gut vertragen. EPS oder zerebrovaskuläre Ereignisse traten nicht auf.

Schlussfolgerung: Die Umstellung von einem niederpotenten Neuroleptikum auf Risperidon führte bei dementen Patienten, die in einer Pflegeeinrichtung versorgt werden, zu einer signifikanten Verbesserung der klinischen Symptomatik sowie zu einer verbesserten Alltagskompetenz und reduziertem Pflegeaufwand.