Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P462
DOI: 10.1055/s-2005-919494

Alter und GCS sind die entscheidenden prognostischen Faktoren für den klinischen Langzeitverlauf von Patienten mit spontaner supratentorieller intrazerebraler Blutung

E Uhl 1, A Muacevic 1, S Zausinger 1, M Ruge 1, F.W Kreth 1
  • 1München

Ziel: Evaluation prognostischer Faktoren, die das klinische Langzeitergebnis von Patienten mit spontanen supratentoriellen intrazerebralen Blutungen nach chirurgischer oder konservativer Behandlung beeinflussen.

Methode: 133 Patienten, die in den Jahren 1992 bis 2002 behandelt wurden, wurden in die Studie eingeschlossen. Die Indikation zur chirurgischen Behandlung erfolgte bei Patienten mit einem Hämatomvolumen von mindestens 30ml (90 Patienten), die übrigen Patienten wurden konservativ behandelt(34 Patienten). Der klinische Verlauf wurde bei Entlassung/Verlegung und im Langzeitverlauf mit dem Glasgow Outcome Score (GOS) beurteilt. The prognostische Einfluss von Faktoren wie des Glasgow Coma Scores (GCS), der neurologischen Symptome vor Beginn der Behandlung (z.B. Paresen, Pupillenerweiterung), und neuroradiologischer Parameter (Hämatomvolumen, Lokalisation, Mittellinienverlagerung, Verstreichen der basalen Zisternen) auf das klinische Ergebnis wurde mithilfe der logistischen Regressionsanalyse analysiert.

Ergebnisse: Das mittlere Alter der Patienten betrug 61±13 Jahre. Der mediane GCS vor Beginn der Behandlung war 9. Die konservativ behandelten Patienten hatten ein signifikant kleineres Hämatomvolumen und wiesen weit weniger häufig eine Mittellinienverlagerung oder/und eine Kompression der basalen Zisternen auf p<0,001). Der mediane GOS bei Verlegung/Entlassung war 3 und verbesserte sich nicht signifikant im Langzeitverlauf(mediane Nachbeobachtungszeit: 21 Wochen, medianer GOS 3). Die Behandlungsergebnisse der chirurgischen und konservativen Behandlung unterschieden sich nicht signifikant(p>0.05). Die multivariate Analyse ergab, dass Alter und der präoperative GCS die wichtigsten prognostischen Faktoren waren. Alter >65 Jahre (p<0,01) und GCS<10 (p<0,01) waren in 94% der Fälle mit einem schlechten klinischen Verlauf (GOS 1–3) assoziiert. Patienten, die nur einen ungünstigen prognostischen Faktor aufwiesen, hatten immer noch in 75% der Fälle einen schlechten Langzeitverlauf. Im Vergleich hierzu erreichten 53% der jüngeren Patienten mit einem initialen GCS >9 einen GOS von 4 oder 5 in beiden Behandlungsarmen.

Schlussfolgerung: Die Prognose supratentorieller spontaner intrazerebraler Blutungen ist immer noch schlecht und wird überwiegend von behandlungsunabhängigen Faktoren wie Alter und GCS bestimmt. Die chirurgische Behandlung von Patienten älter als 65 Jahre mit einem initialen GCS <10 ist daher nicht zu empfehlen.