Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P452
DOI: 10.1055/s-2005-919484

Severity of illness Scores zur Einschätzung der Prognose von Schlaganfallpatienten

R Handschu 1, U Reulbach 1, J.G Heckmann 1, P Kolominsky-Rabas 1, B Neundörfer 1, M Raschick 1
  • 1Erlangen

Einleitung: Severity of Illness Scores (SIS) sind in der Intensivmedizin bewährte Mittel zur Einschätzung der Prognose von kritisch kranken Patienten. Auch bei beatmeten Patienten nach Schlaganfall haben solche Scores prognostische Aussagekraft. Hier wird erstmals untersucht ob SIS auch zur Vorhersage des Outcomes von Patienten einer Stroke Unit nützlich sind.

Methodik: 159 (mittleres Alter 66,4 (SD 13,9) Jahre, 59 Frauen) akute Schlaganfallpatienten unserer Klinik wurden in die Studie eingeschlossen. Bei diesen Patienten wurde innerhalb der ersten 24 Stunden der Simplified Acute Physiology Score (SAPS und SAPS II), sowie der Acute Physiological And Chronic Health Evaluation (APACHE) II – Score erhoben. Außerdem wurden die Glasgow Coma Scale (GCS) und die National Institute of Health Stroke Scale (NIHSS) erfasst. Nach 3 Monaten wurden Mortalität, sowie modified Rankin Scale (mRS) und Barthel Index (BI) der Überlebenden bestimmt. Zur Erfassung des Zusammenhangs wurden Spearman'sche Rangkorrelationen berechnet.

Ergebnisse: Die Patienten wurden durchschnittlich 9,8 Stunden nach Schlaganfall aufgenommen, hatten einen mittleren GCS-Score von 14,65 und im Mittel 5,71 Punkte auf der NIHSS. Bis Tag 90 waren 9 Patienten verstorben (5,6%), 67,9% hatten ein gutes Outcome (mRS 0–2). Sowohl APACHE II (r=0.37, p<0,001) SAPS (r=0,28 p<0,001) und SAPS II (r=0,31 p<0,001) als auch GCS (r=0,35, p<0,001), und NIHSS (r=0,55, p<0,001), waren hochsignifikant mit dem mRS-Wert nach drei Monaten korreliert. Ähnliche (aber negative) hochsignifikante Korrelationen fanden sich für den BI nach drei Monaten.

Diskussion: Unsere Pilotstudie zeigt, dass Severity of Illness Scores eine Hilfe bei der Abschätzung der Prognose auch von nicht kritisch kranken Schlaganfallpatienten sein können. Allerdings scheinen sie keine weitergehendere Information als gebräuchliche Schlaganfallskalen zu bieten. In weiteren Arbeiten muss geklärt werden ob SIS bei Subgruppen von Schlaganfallpatienten von Nutzen sein können.