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DOI: 10.1055/s-2005-919467
Notfallmäßige perkutane Stent-geschützte Dilatation (PTSA) von Carotis-Stenosen bei der akuten zerebralen Ischämie
Fragestellung: Evaluierung der Bedeutung von PTSA bei Patienten mit akuter zerebraler Ischämie aufgrund einer symptomatischen Stenose der A. carotis interna (ICA) und drohender klinischer Verschlechterung.
Methoden: Bei elf Patienten (durchschnittliches Alter 61,8±6,5 Jahre) führten wir eine PTSA innerhalb von 24h nach Symptombeginn einer zerebralen Ischämie durch. Es wurde ein Carotid-Wallstent ohne „protection-device“ verwendet. Alle Patienten hatten eine symptomatische ICA-Stenose (durchschnittl. Stenosegrad nach NASCET-Kriterien 81,0±11.3%). Wir werteten die ICA-Stenose als Ursache einer möglichen Verschlechterung des neurologischen Defizits bei allen Patienten: Fünf Patienten zeigten einen „progressive stroke“, zwei hatten einen drohenden ICA-Verschluss (dabei eine Pseudookklusion) und drei hatten zusätzlich einen begleitenden MCA-Verschluss nach erfolgloser systemischer Lysetherapie. Bei keinem der Patienten wurde ein großer Infarkt des Mediaterritoriums (>1/3) im CT oder MRT nachgewiesen.
Ergebnisse: Der durchschnittliche NIHSS bei Aufnahme betrug 7,5±5,9 (Einzelwerte von 0–22). Nach der PTSA verbesserten neun Patienten ihr neurologisches Defizit. 7/9 erreichten ein funktionelles Outcome von 0–1 auf der modifizierten Rankin-Skala (mRS) (NIHSS bei Aufnahme 6,7±6,6, Einzelwerte von 1–22). 1/9 Patienten verbesserte sich von einem schweren neurologischen Defizit auf einen Wert auf der mRS von 3 (NIHSS bei Aufnahme 11). Zwei Patienten verschlechterten sich nach PTSA vorübergehend klinisch; einer der beiden verbesserte sich im Verlauf bis auf den Ausgangszustand. Direkt im Anschluss an die PTSA wurden bei 6/11 Patienten ein MRT mit Perfusions- und Diffusionswichtung durchgeführt; dabei zeigten 4/6 Patienten eine signifikante Verbesserung der präinterventionellen Perfusionsverzögerung (time-to-peak). Bei einem Patienten wurde eine Hyperperfusion nachgewiesen, die klinisch asymptomatisch blieb. 1/11 Patienten erlitt eine stumme Ischämie, 2/11 einen asymptomatischen Verschluss der A. cerebri media.
Schlussfolgerung: Die PTSA sollte als Notfall-Prozedur zur raschen Revaskularisation in Betracht gezogen werden bei akuter Ischämie plus kritischer ICA-Stenose und drohender klinischer Verschlechterung.