Aktuelle Neurologie 2005; 32 - P428
DOI: 10.1055/s-2005-919461

Komplikationen der Carotis-Stentangioplastie – Ergebnisse unter einem standardisierten interdisziplinär gelebten Behandlungsprotokoll –

S Houy 1, R Rohrer 1, J Spröder 1, J Limmer 1, G Brill 1, T Scheid 1, K.H Grotemeyer 1
  • 1Saarbrücken

Methodik: Alle Patienten mit der Möglichkeit einer Carotis-Stent-Intervention wurden von 1997 bis 2003 durch den Gefäßchirurgen, Neuroradiologen und Neurologen beurteilt und beraten. Gemeinsam festgelegte Ausschlusskriterien für die Stentangioplastie waren: Tandemstenosen, Gefäßverlauf mit Gefahr der Knickstenosenbildung, ulcerierte Plaques, filiforme Stenosen, flottierender Thrombus, langstreckige Stenosen sowie zusätzlich relevante proximale Stenosen. Vor der Intervention und nach der Intervention wurde neben der neurologischen Untersuchung ein MRT (1,5 Tesla) mit Diffusionswichtung durchgeführt. 48 Stunden vor der Intervention wurde eine Plättchenfunktionshemmung mit Ticlopidin eingeleitet Periinterventionell wurde die Behandlung um eine PTT gesteuerte Heparingabe (PTT >2,5 des Ausgangswertes) über 24 Stunden ergänzt.

Ergebnisse: Bei 98 von 337 Patienten (m=74, f=24, 65+/-9,8 Jahre (Range 43–87)) wurde eine Stentangioplastie durchgeführt, 202 Patienten wurden operativ versorgt, 33 Patienten erhielten Marcumar®. Es zeigten sich bei 9 Patienten postinterventionell neurologische Symptome: 3 TIA; 3 Minor Stroke; 1 Major stroke; 2 Reperfusionssyndrome. Die postinterventionelle MRT zeigte bei 11 Patienten klinisch stumme frische Diffussionsstörungen, davon 7 im abhängigen Stromgebiet aber 4 in anderen Stromgebieten.

Diskussion: Bewertungen der klinisch „stummen“ Folgen, wären nur möglich, wenn auch postoperativ nicht nur neurologisch sondern auch mit MRT-Kontrolle das Ergebnis überprüft wird. Die klinisch auf dem Niveau der Operation liegenden Komplikatiosrate ist zu hinterfragen, da für die Stent-Angioplastie selektiert wurde. Die frischen Diffussionsstörungen ohne klinisches Korrelat, sowie die Zahl klinischer Ereignisse im Rahmen der Stentangioplastie geben Anlass zur Frage, wo die Methode ihren Platz haben könnte. Vermutlich wird es eine spezielle Methode für spezielle Patienten bleiben. Ob die gewählte intensive „Prophylaxe“ mit Hemmung des zellulären wie des plasmatischen Gerinnungssystem relevant zu den Ergebnissen beigetragen hat, lässt sich nur im Vergleich zu anderen Studien mit „MRT-Kontrolle“ beurteilen.