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DOI: 10.1055/s-2005-919391
Hochdosis-Therapie mit Atorvastatin: gute Verträglichkeit bei Multipler Sklerose auch unter Kombination mit Interferontherapie
Hintergrund: Statine werden bereits langjährig zur Behandlung von Hypercholesterinämie eingesetzt, ihre immunmodulierende Wirkung ist erst seit einigen Jahren bekannt. Atorvastatin zeigte in der experimentellen autoimmunen Enzephalomyelitis (EAE), dem Tiermodell der Multiplen Sklerose (MS), einen deutlichen präventiven wie auch therapeutischen Effekt. Unter anderem wird eine Induktion von peripheren Toleranzmechanismen insbesondere der T-Zell Anergie als eine therapeutische Wirkung von Statinen in Autoimmunerkrankungen postuliert. Beeinträchtigungen von Skelettmuskulatur und Leber sind als Nebenwirkungen von Statinen bekannt. Derzeit wird Atorvastatin 80mg/die bei schubförmiger MS in einer Phase II Studie als Monotherapie und in Kombination mit Interferon (IFN) beta eingesetzt. In einer Zwischenauswertung dieser Studie wurde die Verträglichkeit der Therapie untersucht.
Methoden: Es wurden alle Behandlungsmonate bis zur Zwischenauswertung (n=109, davon 34 als Add-on-Therapie zu IFN beta 1a 22 mikrog oder IFN beta 1b) bezüglich klinisch signifikanter Transaminasen (TA)- (größer 3 facher Referenzwert) und Creatinkinase (CK)-Erhöhung untersucht. Zusätzlich wurden Auswirkungen auf den Gesamt- und (High-Density-Lipoprotein) HDL-Cholesterinspiegel überprüft.
Ergebnisse: In 8 (7%) Behandlungsmonaten wurde eine Erhöhung der TA gefunden. Bei Atorvastatin als Add-on-Therapie zu einer IFN-Behandlung war die Anzahl von Behandlungsmonaten mit erhöhten TA (15%) deutlich höher als ohne IFN-Behandlung (4%). Bei 3 Patienten musste aufgrund der TA-Erhöhung Atorvastatin auf 40mg/die reduziert werden. In einem Behandlungsmonat trat eine Erhöhung der CK (2,6 facher Referenzwert) ohne klinisches Korrelat auf. Es kam zu keinem therapieassoziiertem „Severe Adverse Event“, keiner der „Adverse Events“ führte zum Studienabbruch. Alle Patienten zeigten bei Studieneinschluss normwertige Gesamtcholesterinspiegel, bei 88% der Patienten nahm dieser unter Studienmedikation ab. 88% der Patienten wiesen initial einen normwertigen HDL-Spiegel auf, der unter Therapie in allen Fällen anstieg.
Zusammenfassung: Auch wenn eine TA-Erhöhung häufiger auftrat, als in kardiologischen Studien angegeben wird, belegt diese Zwischenauswertung eine gute Verträglichkeit von Atorvastatin 80mg/die bei normocholesterinämischen MS-Patienten. Bei Atorvastatin als Add-on-Therapie zu einer IFN-Behandlung wurde eine TA-Erhöhung häufiger beobachtet. Eine Störung des Cholesterinstoffwechsels trat nicht auf.