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DOI: 10.1055/s-2005-919330
Schwindel als Teilsymptom von Hirnstamminfarkten
Fragestellung: Schwindel zählt zu den häufigsten Symptomen von Hirnstamminfarkten. Dabei berichten Patienten eine Reihe verschiedener Symptome. Neben einem Drehen oder Schwanken werden auch weniger präzise Angaben gemacht wie z.B. „gehen wie auf Wolken“, „wie betrunken“, „benommen“, „doll im Kopf“, „als wenn ich gleich in Ohnmacht fallen würde“, oder „als wenn zu wenig Blut im Kopf ist“. In der klinischen Literatur ist meist nur von „vertigo“ und „dizziness“ die Rede. Es ist nicht bekannt, welche Art von Schwindel in welcher Häufigkeit bei verschieden lokalisierten Hirnstamminfarkten auftritt.
Methoden: Wir untersuchten eine Gruppe von 151 aufeinander folgenden Patienten mit akuten einseitigen Hirnstamminfarkten. Dabei unterschieden wir Drehschwindel (=fehlerhafte Wahrnehmung einer Drehung des Betroffenen oder der Umgebung), Schwankschwindel (=fehlerhafte Wahrnehmung eines Schwankens des Betroffenen), und ungerichteten Schwindel (=Patienten, deren Schwindelgefühl weder einem Dreh- noch einem Schwankschwindel entsprach). Die Häufigkeiten dieser unterschiedlichen Schwindelsensationen wurden für die verschiedenen Lokalisationen von Hirnstamminfarkten (medullär, ponto-medullär, pontin, ponto-mesenzephal, mesenzephal) ermittelt und miteinander verglichen.
Ergebnisse: Patienten mit medullären und ponto-medullären Hirnstamminfarkten klagten signifikant häufiger über Schwindel als Patienten mit pontinen, ponto-mesenzephalen und mesenzephalen Infarkten (40 von 49 versus 55 von 102 Patienten; x2: 10,894, p<0,001). Dieser Unterschied kommt allein durch das signifikant häufigere Auftreten von Drehschwindel bei medullären/ponto-medullären Infarkten zustande (12 von 49 versus 10 von 102 Patienten; x2: 5,735, p<0,05). Dagegen besteht bezüglich der Häufigkeit des Auftretens von Schwankschwindel und ungerichtetem Schwindel kein relevanter Unterschied zwischen den verschiedenen Hirnstammregionen.
Schlussfolgerungen: Schwindel, insbesondere Drehschwindel, tritt signifikant häufiger bei Patienten mit medullären und ponto-medullären Hirnstamminfarkten auf. Dies ist am wahrscheinlichsten Ausdruck einer Schädigung des Vestibulariskerns und/oder der hier im Hirnstamm verlaufenden Abschnitte des N. vestibularis.