Notfall & Hausarztmedizin (Hausarztmedizin) 2005; 31(7/08): B 363
DOI: 10.1055/s-2005-915488
Hamburg

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Weizenbaum: Die Informationsgesellschaft ist eine Illusion

Vom Computerentwickler zum ComputerkritikerRainer H. Bubenzer
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Publication Date:
16 August 2005 (online)

Mit der Einführung immer neuer digitaler Informationstechnologien in die moderne Medizin steigen auch deren Risiken für Patienten oder Ärzte. Doch während die Anwender sich nur partiell möglicher Gefahren bewusst sind - zum Beispiel mangelhaften Datenschutzes bei der Informationsübermittlung oder im Einzelfall falsch übertragener Informationen -, hat der renommierteste Computerexperte, Künstliche Intelligenz(KI)-Forscher und Philosoph, Prof. Dr. Joseph Weizenbaum, Berlin, jetzt zu einem Rundumschlag gegen das Internet als Hauptmedium und Übertragungsweg für Informationen jeder Art ausgeholt: „Das Internet ist ein 'Schrotthaufen' und verführt die Menschen zur Selbstüberschätzung,” sagte Weizenbaum nach Meldung von dpa im Rahmen einer Vortragsreihe des Computermuseums in Paderborn.

Weizenbaum, der sich vom Computerwissenschaftler (entwickelte z. B. das seinerzeit weltweit Aufsehen erregende KI-Sprachanalyseprogramm ELIZA) zum Computerkritiker und folgerichtig zum Kritiker einer Gesellschaft, die solche Computer produziert, entwickelte, formulierte seine deutliche Kritik am Internet: „Das Ganze ist ein riesiger Misthaufen, der Perlen enthält. Aber um Perlen zu finden, muss man die richtigen Fragen stellen. Gerade das können die meisten Menschen nicht.” Weizenbaum sagte weiter: „Wir haben die Illusion, dass wir in einer Informationsgesellschaft leben. Wir haben das Internet, wir haben die Suchmaschine Google, wir haben die Illusion, uns stehe das gesamte Wissen der Menschheit zur Verfügung.”

Rainer H. Bubenzer

Hamburg

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