Notfall & Hausarztmedizin (Hausarztmedizin) 2005; 31(6): 296-300
DOI: 10.1055/s-2005-872329
Notfallmanagement in der Arztpraxis

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Notfallmanagement vitaler Störungen: Kreislaufstillstand - Erweiterte Maßnahmen

Teil 5Hubert Reichle, Ingo Wahlster
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. August 2005 (online)

Medizinische Grundlagen und Prinzipien des Vorgehens

Herzdruckmassage und Beatmung stellen die Basismaßnahmen der kardiopulmonalen Reanimation nach einem Kreislaufstillstand dar. Sie werden durchgeführt, um einen minimalen Kreislauf aufrechtzuerhalten und irreversible Schäden des Gehirns zu verhindern. Diese Erstmaßnahmen müssen durch das Praxisteam sofort eingeleitet werden. Sie werden dann ohne größere Unterbrechungen kontinuierlich fortgeführt und sobald wie möglich durch die erweiterten Maßnahmen ergänzt. Ziel der erweiterten Maßnahmen ist es, die unmittelbare kardiale Ursache des Kreislaufstillstandes zu erkennen (EKG-Diagnostik) und zu behandeln (Defibrillation und Gabe von Notfallmedikamenten) sowie die Beatmung zu optimieren (endotracheale Intubation).

Endotracheale Intubation

Die endotracheale Intubation bietet gegenüber der Beatmung mit Atembeutel und Maske eine Reihe wichtiger Vorteile (sicherer Luftweg, Schutz vor Aspiration, Möglichkeit der maschinellen Beatmung mit hohen Sauerstoffkonzentrationen, Möglichkeit des endotrachealen Absaugens und der Gabe von Notfallmedikamenten über den Tubus).

Sie sollte daher frühzeitig durchgeführt werden, wenn ein Mitglied des Praxisteams über eine entsprechende regelmäßige Erfahrung in dieser Technik verfügt. Die Durchführung der endotrachealen Intubation wurde im Teil 3 der Serie dargestellt. Als Alternative zur endotrachealen Intubation werden in der Notfallmedizin inzwischen auch andere Techniken der Atemwegssicherung angewendet (Larynxmaske, Larynxtubus, ösophagotrachealer Kombitubus), auf welche hier nicht näher eingegangen wird.

Defibrillation und Gabe von Notfallmedikamenten

Das über die Basismaßnahmen (Herzdruckmassage und Beatmung) hinausgehende Vorgehen bei einem Kreislaufstillstand hängt ganz wesentlich vom EKG-Befund ab, welcher ebenfalls so schnell wie möglich erhoben werden muss. Zeigt das EKG ein Kammerflimmern oder eine pulslose ventrikuläre Tachykardie, dann ist die schnellstmögliche elektrische Defibrillation die Therapie der Wahl. Jede Minute Verzögerung verschlechtert die Aussicht auf die Wiederherstellung einer regulären Herzaktion um 10 %.

Zeigt das Erst-EKG hingegen eine Asystolie, dann ist die intravenöse Gabe von Adrenalin die wichtigste Maßnahme. Gleich behandelt wie eine Asystolie wird die pulslose elektrische Aktivität, auch elektromagnetische Entkopplung genannt. Bei einer pulslosen elektrischen Aktivität ist kein Puls tastbar, obwohl im EKG einzelne elektrische Herzaktionen nachweisbar sind.

Die folgenden praktischen Empfehlungen gelten für Praxisteams, denen die apparativen Voraussetzungen für die Durchführung der erweiterten Maßnahmen (Intubation, EKG-Diagnostik, Defibrillation, Notfallmedikamente) bei der Reanimation zu Verfügung stehen. Wichtig ist, dass sich zumindest der Praxischef genau mit der Funktionsweise des EKG-Monitors und Defibrillators vertraut macht, um diese Geräte im Notfall sofort und effektiv einsetzen zu können. Oft ist die Monitoreinheit in den Defibrillator integriert, die Ableitung des EKGs kann dann über normale EKG-Klebeelektroden oder über die Defibrillationselektroden (Paddles) erfolgen [Abb. 1]. Aus Gründen der Zeitersparnis wird empfohlen, unmittelbar nach der Diagnose eines Kreislaufstillstandes das EKG mit den Defibrillationselektroden abzuleiten und im weiteren Verlauf dann Klebeelektroden anzubringen und das Monitorkabel zu benützen.

Es gibt aber auch Geräte, die nur die Defibrillation erlauben und einen separaten Monitor erforderlich machen, um den Herzrhythmus beurteilen zu können [Abb. 2]. Seit einiger Zeit sind auch so genannte automatische externe Defibrillatoren (AED) auf dem Markt, welche selbstständig den Herzrhythmus analysieren und sprachliche Anweisungen für das weitere Vorgehen geben [Abb. 3].

Anschrift für die Verfasser

Dr. med. Hubert Reichle
Ingo Wahlster

IMS Institut für Medizinisches Sicherheits- und Notfallmanagement e.V.

Hirschgartenallee 48

80639 München

Telefon: 089/1708471

Fax: 089/17953444

eMail: info@ims-institut.com

    >