Notfall & Hausarztmedizin (Hausarztmedizin) 2005; 31(5): B 247
DOI: 10.1055/s-2005-871859
Praxismanagement

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Medizinische Betreuung für unterwegs

Digitaler Patientenbegleiter
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Publication Date:
24 June 2005 (online)

Kaum aus der Klinik entlassen, fallen viele Patienten in alte, schlechte Gewohnheiten zurück: Der Kaffeekonsum steigt wieder an, verordnete Übungen sind schnell vergessen und im Einkaufswagen stapeln sich ungesunde Lebensmittel. Ein Digitaler Patientenbegleiter soll helfen, dies zu ändern. Je nach individuellem Krankheitsbild und Lebensstil des Patienten stellt er knappe Informationen just-in-time bereit und unterstützt die Therapie zum Beispiel durch Erinnerungsfunktionen, ein Tagebuch und Lernspiele oder Kontrollen im Alltag. So erinnert er täglich an Bewegung oder gibt auf Nachfrage Ernährungstipps direkt beim Einkauf. Zudem kann über Kommunikationsfunktionen Kontakt zu anderen Betroffenen, Ärzten oder Therapeuten gehalten werden. Diese kontinuierliche Betreuung soll einen nachhaltigen Erfolg sichern.

digi.Dou - speziell für Kinder

Ein großer Teil der (krankhaft) übergewichtigen Menschen sind Kinder. Daher hat das Fraunhofer ISST „digi.Dou” entwickelt, einen speziellen Digitalen Patientenbegleiter für adipöse Kinder zwischen neun und dreizehn Jahren. „Der digitale Begleiter digi.Dou soll die Therapie der Kinder ergänzen, indem er ihnen hilft, in der Klinik erlerntes Verhalten auch im Alltag umzusetzen”, sagt Kerstin Heuwinkel vom ISST. „Die wichtigsten Punkte sind Motivation und Selbstkontrolle. Die Kinder können über ihren Begleiter aber auch Kontakt mit anderen Betroffenen aufnehmen und ihn als Patiententagebuch nutzen.” Dabei sollen die jungen Patienten den Digitalen Begleiter mit Spaß verbinden. Wissen über die richtige Ernährung etwa vermittelt digi. Dou daher als Quiz, Bewegung belohnt er mit Punkten, welche die Kinder sammeln und mit anderen Patienten vergleichen können. Erfolgreich absolvierte Leistungen wie gesundes Essen oder viel Bewegung können über ein Punktesystem gegen „kleine Sünden” getauscht werden. Als Endgeräte sind hier - wie auch beim Digitalen Patientenbegleiter für Erwachsene - Handys, Smartphones und alternativ PDAs vorgesehen. Notwendig ist eine Software, die sich auf handelsübliche mobile Geräte spielen lässt sowie eine Servicestation in der Klinik oder beim Arzt. Studien zum Handygebrauch bei Kindern lassen vermuten, dass besonders Kinder diese Geräte gut annehmen werden. Die Forscher wollen nun die Behandlung von Patienten mit und ohne elektronischem Begleiter über bis zu 18 Monate beobachten. Reduziert das Gerät die Kosten der Nachbehandlung, könnte es zu einer Maßnahme werden, die der Arzt verschreiben kann oder die Kliniken als Serviceleistung anbieten.

Quelle: Pressemeldung der Fraunhofer-Gesellschaft, München

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