Notfall & Hausarztmedizin (Notfallmedizin) 2005; 31(5): 230-234
DOI: 10.1055/s-2005-871842
Notfallmanagement in der Arztpraxis

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Notfallmanagement vitaler Störungen: Kreislaufstillstand - Basismaßnahmen

Teil 4
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Publication Date:
24 June 2005 (online)

Medizinische Grundlagen und Prinzipien des Vorgehens

Verschiedene Erkrankungen und Verletzungen können zu einem kompletten Ausfall der Herz-Kreislauffunktion führen. Bei einem primären Kreislaufstillstand liegt eine direkte kardiale Ursache vor (z.B. Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen), während der sekundäre Stillstand die Folge eines generalisierten Sauerstoffmangels des Körpers darstellt (z.B. nach einem Atemstillstand oder einer Verlegung der Atemwege).

Ausfall der Versorgung mit Blut und Sauerstoff

Das Sistieren der Zirkulation führt zum sofortigen Ausfall der Versorgung des Organismus mit Blut und Sauerstoff. Dies hat insbesondere gravierende Konsequenzen für die Funktion des Gehirns. Bereits 10 bis 20 Sekunden nach einem Kreislaufstillstand kommt es zum Verlust des Bewusstseins und nach zirka einer Minute zum Ausfall der Atmung. Diese extreme Empfindlichkeit des Gehirns hinsichtlich einer Unterbrechung der Blutzufuhr verlangt sofortiges Handeln. Dauert die Zeitspanne, während der das Gehirn nicht durchblutet wird, länger als zirka 3-5 Minuten, sind bleibende Schäden unausweichlich.

Durch eine frühzeitig einsetzende Herzdruckmassage kann ein künstlicher Kreislauf aufrechterhalten werden, welcher vorübergehend eine suffiziente Versorgung mit Sauerstoff sicherstellt. Der rhythmische Druck auf das Brustbein in Richtung Wirbelsäule bewirkt, dass die Blutzirkulation auf einem niedrigeren, aber ausreichenden Niveau aufrechterhalten wird. Parallel dazu muss der Patient immer beatmet werden, weil ein Ausfall der Atmung entweder dem Herstillstand vorausgeht oder spätestens kurz danach auftritt. Wichtig für das weitere Vorgehen ist die Tatsache, dass dem primären Herzstillstand des Erwachsenen in zirka 80 % der Fälle ein Kammerflimmern zu Grunde liegt, welches nur durch eine frühzeitige Defibrillation beseitigt werden kann.

Herzdruckmassage erhält Kreislauffunktionen

Diagnostisch wegweisend für einen Kreislaufstillstand sind die Symptome des gravierenden Sauerstoffmangels, insbesondere das Auftreten einer Bewusstlosigkeit. Lediglich bei Patienten, die an einen EKG-Monitor angeschlossen sind, kann ein Herzstillstand bereits kurz vor dem Eintritt der Bewusstlosigkeit festgestellt werden. Stets müssen daher bei einem Bewusstlosen sofort Atmung und Kreislauf überprüft werden und unverzüglich Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet werden, wenn diese Funktionen ausgefallen sind.

Dieser Teil der Serie „Notfallmanagement in der Arztpraxis„ beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit den grundlegenden Maßnahmen der kardialen Reanimation des Erwachsenen durch das Praxisteam. Das Vorgehen bei der Untersuchung eines bewusstlosen Patienten wurde im Teil 2 „Bewusstlosigkeit” behandelt, die Techniken zur Wiederherstellung und Aufrechterhaltung der Atemfunktion im Teil 3 „Atemstillstand”. Der nächste Teil wird sich mit den erweiterten Maßnahmen beim Kreislaufstillstand beschäftigen.

Die folgenden praktischen Empfehlungen zum Basismanagement richten sich nach dem Schema des European Resuscitation Council 2000. Diese Leitlinien sehen vor, bei Bewusstlosigkeit und Atemstillstand zuerst zwei Beatmungen durchzuführen und dann erst den Kreislauf zu überprüfen. Viele Ärzte ziehen es jedoch vor, zuerst Atmung und Kreislauf in einem Schritt zu untersuchen (diagnostischer Block) und dann die erforderlichen Maßnahmen einzuleiten.

Anschrift für die Verfasser

Dr. med. Hubert Reichle
Ingo Wahlster

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