Hintergrund: „Papillenödem“ beschreibt eine Gruppe heterogener Entitäten mit variablen Funktionsdefiziten,
die auch heute nicht immer ätiologisch zuzuordnen sind und daher höchst verschieden
auf eine Therapie ansprechen.
Methoden: Die Krankengeschichten von 5 Kindern zwischen 6 und 13 Jahren aus der Lübecker Klinik
werden dargestellt, weil sie einen interessanten Teil des Spektrums an klinischen
Erscheinungsformen repräsentieren.
Ergebnisse: Von 4 Kindern mit primär dramatischem Sehkraftverlust wiesen 2 initial zusätzlich
retinale Befunde wie bei einer Neuroretinitis auf, wobei ein Patient gleichzeitig
eine idiopathische intrakranielle Hypertension (PTC, Pseudotumor cerebri) hatte. Bei
einem dieser beiden und bei dem Kind mit beidseitigen großflächigen Gesichtsfeldausfällen
erholte sich die Funktion nicht. Das eine primär gut sehende Kind hatte neben Stauungspapillen
noch eine Trochlearisparese bei PTC, beide waren aber als Manifestationen einer Neuroborreliose
zu verstehen.
Schlussfolgerungen: Auch bei beidseitigem massivem Funktionsverlust ohne intrazerebrale Läsion muss an
die benigne Hirndrucksteigerung gedacht werden. Selten kommt bei PTC ursächlich auch
eine Infektion wie Neuroborreliose infrage. Eine Therapie (Hirndrucksenkung, Antibiose
und/oder systemische Steroide) ist dennoch nur in einem Teil der Fälle erfolgreich.