Einleitung/Frage: Zur objektiven Beurteilung des Atemnotsyndroms (ANS) bei Früh- und Neugeborenen muss
meist ein Röntgenbild angefertigt werden. Der Belüftungszustand der Lungenunterfelder
lässt sich auch sehr gut sonographisch abschätzen. Diese Technik wird vorgestellt,
danach werden Daten zur Qualitätsbeurteilung der Methode gezeigt.
Technik: Der Ultraschalltransducer wird im Oberbauch rechts über der Leber oder links über
der Milz aufgesetzt, so dass im Bild die Leber (Milz), das Zwerchfell und die darüber
gelegene Lunge sichtbar werden. Bei guter Luftfüllung der Lunge entsteht oberhalb
des Zwerchfells ein Spiegelartefakt der Leber (Milz). Je geringer die Belüftung, desto
weniger Spiegelartefakt wird sichtbar. Zur Objektivierung benutzen wir eine sonographische
Graduierung analog zur klassischen röntgenologischen Gradeinteilung.
Methode: Analysiert wurde von März bis August 2004 alle neonatologischen Patienten. Zur Diagnostik
wurden Röntgen-Thoraxbilder angefertigt und nach der üblichen Klassifikation (Grad
0–4) beurteilt. Gleichzeitig stellten wir die sonographischen Diagnosen und verglichen
die Ergebnisse. Dabei wurden auch Übergänge (ANS 1–2°) zugelassen und in der Auswertung
mit den entsprechenden Werten belegt (1,5).
Ergebnisse: Insgesamt wurden 155 Patienten aufgenommen. Das Gestationsalter (Mittelwert + SD;
Min, Max) betrug 31,6 + 4,9; 24–41) SSW, das Geburtsgewicht 1844 + 966; 690–4300).
112 Patienten entwickelten ein therapiebedürftiges ANS (28 beatmet, 84 CPAP). In den
ersten zwei Lebenstagen konnte zeitgleich die ANS-Diagnostik mit Lungensonographie
und Röntgen-Thorax bei 43 Patienten durchgeführt werden. Im Mittelwert fanden sich
keine Unterschiede zwischen den sonographisch (ANS 1,70 + 1,1; 0–4) und röntgenologisch
(ANS 1,76 + 1,0; 0–4) ermittelten ANS-Stadien. Im Vergleich der Einzelfälle fanden
wir bei 67% (29/43) komplette Übereinstimmung hinsichtlich der ANS-Gradeinteilung.
In 11 (26%) Fällen fanden sich geringfügige Abweichungen von 0,5° und nur in drei
Fällen betrug die Abweichung 1°, jedoch nie darüber. In zwei Fällen wäre eine Oberlappenatelektase
und in einem Fall ein Mantelpneumothorax links übersehen worden, in diesen Fällen
war jedoch außer Lagerung keine spezielle Therapie nötig.
Zusammenfassung: Die Lungensonographie gibt zusammen mit der klinischen Beurteilung ausreichende Informationen
über das vorliegende ANS und kann zur Erstdiagnostik bei Neu- und Frühgeborenen verwendet
werden. Die Vorteile liegen insbesondere in der schnellen, unkomplizierten Diagnostik
und in der Vermeidung von Strahlenbelastung. Der Röntgendiagnostik können komplizierte
und unklare Fälle, sowie Fälle bei denen Zweifel über die homogene Belüftung der Lunge
bestehen, vorbehalten bleiben.