Aktuelle Neurologie 2005; 32(9): 518-523
DOI: 10.1055/s-2005-867033
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tiagabin (Gabitril®) als Zusatztherapie bei 161 Patienten mit fokalen Anfällen - Beobachtungszeitraum 6 Monate

Tiagabin (Gabitril®) as Add-On Therapy in the Treatment of 161 Patients with Partial Epilepsy Over a Period of 6 MonthsA.  Bergmann1 , M.  Rademacher2 , J.  M.  Hoffmann2 , C.  E.  Elger2
  • 1Neurologische Praxis, Neuburg/Donau
  • 2Klinik für Epileptologie, Universität Bonn
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
07. November 2005 (online)

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Zusammenfassung

In einer offenen multizentrischen Anwendungsbeobachtung mit 161 Patienten wurde die Verträglichkeit, Patientenzufriedenheit und Wirksamkeit von Tiagabin (Gabitril®) als Zusatzmedikation zu einer bestehenden Epilepsietherapie geprüft. Der Untersuchungszeitraum betrug sechs Monate. Eingeschlossen wurden 161 Patienten mit fokalen, komplex fokalen und sekundär generalisierten Anfällen. Bei Beginn der Untersuchung wurden 39,8 % der Patienten mit einer Monotherapie und 50,3 % mit einer Kombinationstherapie (79 % davon mit zwei und 21 % mit drei Antiepileptika) behandelt. Hauptgründe für die Zusatztherapie mit Tiagabin waren mangelnde Wirksamkeit der bestehenden Therapie und/oder unerwünschte Nebenwirkungen. Die häufigsten Kombinationspartner waren Carbamazepin, Valproinsäure und Lamotrigin. Die Aufdosierungsphase dauerte im Mittel sechs Wochen, die mittlere Erhaltungsdosis nach sechs Monaten betrug ca. 30 mg/Tag. Die Patientenzufriedenheit wurde am Ende des Beobachtungszeitraumes mit „gut” bewertet, ca. 75 % der Patienten blieben bis zum Ende der Beobachtungszeit in der Studie. Bereits nach drei Monaten war eine Besserung bei allen Anfallsarten zu verzeichnen. Nach sechs Monaten konnte bei den einfach fokalen und komplex fokalen Anfällen eine Reduktion der Anfallshäufigkeit um 80 bzw. 71 % erreicht werden, bei den sekundär generalisierten Anfällen kam es zu einer Reduktion von etwa 89 %. Nebenwirkungen im Sinne von unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) traten innerhalb der ersten drei Monate bei 18,6 % der Patienten auf, innerhalb der zweiten drei Monate war dies nur noch bei 6,2 % der Patienten der Fall. Die Nebenwirkungen waren zumeist vorübergehend und noch während der Beobachtungszeit voll reversibel. Die Wirksamkeit von Tiagabin wurde bei vertretbaren Nebenwirkungen bei allen Anfallsformen mit „gut” beurteilt, schwere Nebenwirkungen sind nicht aufgetreten. Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, dass Tiagabin, bei fokalen Anfallsformen, ein wirksames und verträgliches Antikonvulsivum für die Add-on-Therapie ist.

Abstract

In the present investigation, Tiagabine, a novel anti-epileptic agent, was tested as add-on therapy in an open-label, multicenter observational study to ongoing treatment of patients with partial epilepsy. Primary objectives consisted of tolerability, compliance and efficacy. Tiagabine was administered as add-on therapy to an ongoing anticonvulsive therapy in 161 epileptic patients (83-male, 72 female) with partial, complex partial and secondary generalized seizures. At study onset, 39.8 % of the patients were treated with monotherapy, 50.3 % with combination therapy, 79 % of those were treated with 2, 21 % with 3 antiepileptic drugs. Reasons for the add-on therapy consisted of inadequate control of seizures and/or adverse effects of the previous therapy. Carboxamide derivatives, lamotrigine and valproic acid were the most frequently used first-line treatments. The titration phase lasted about 6 weeks, after 6 months the median dose was 30 mg/day. Compliance was good, after 6 months 75 % of the patients were still included in the study. At the end of the study there was an 80 % reduction in simple partial seizures, 71 % reduction in complex partial seizures and an 89 % reduction in secondary generalized seizures. Adverse reactions in the first 3 months were seen in 18.6 % of patients, within the following 3 months only in 6.2 %. Serious adverse-events were not observed. In conclusion Tiagabine is a good choice for add-on therapy of epilepsy. It is well tolerated and reduces the frequency of focal and secondary generalized epileptic seizures.

Literatur

Dr. med. Arnfin Bergmann

Müller-Gnadenegg-Weg 2 b

86633 Neuburg/Donau

eMail: arnfin.bergmann@neuropsy.de