Aktuelle Neurologie 2005; 32 - 41
DOI: 10.1055/s-2005-866644

Die Rolle der Inflammation bei Morbus Parkinson

P Teismann 1
  • 1Göttingen

Das idiopathische Parkinson-Syndrom (IPS) ist eine chronisch progrediente neurodegenerative Erkrankung mit unbekannter Ätiologie. Hauptsymptome sind Störungen der Motorik mit Tremor, Bradykinese, Rigor und Haltungsanomalien. Die primäre Neuropathologie zeichnet sich durch den spezifischen Untergang der nigrostriatalen dopaminergen Neurone aus. Entzündliche Prozesse sind mit der Pathogenese des IPS in Verbindung gebracht worden und eine pertubierende Wirkung entzündlicher Prozesse ist wahrscheinlich. Epidemiologische Studien legen nahe, dass Entzündungen das Risiko für eine Alzheimer Krankheit erhöhen und auch für das IPS wird postuliert, dass eine Entzündungsreaktion an der Entstehung der Krankheit beteiligt ist. Dementsprechend senkt die chronische Behandlung mit antiphlogistischen Medikamenten das Risiko für eine Alzheimer und Parkinson Krankheit. Eine mikrogliale Reaktion wird sowohl in experimentellen Modellen des IPS als auch bei Patienten mit IPS gefunden, und somit ein Zusammenhang mit der Pathogenese der Erkrankung angenommen. In der Substantia nigra Pars compacta (SNpc) von Patienten mit IPS kolokalisiert aktivierte Mikroglia mit Tumornekrosefaktor (TNF)-α, Interleukin (IL)-1β und Interferon-γ. Zudem finden sich erhöhte Werte an pro-inflammatorischen Zytokinen wie TNF-α, IL-1β, IL-6 in der SNpc als im Liquor von Patienten mit IPS. Weitere schädigende Faktoren sind von Mikroglia freigesetzte reaktive Sauerstoffspezies. Entzündliche Stimuli führen zu einer erhöhten Expression der Zyklooxygenase-2 (COX-2), die mit der Produktion von pro-inflammatorischen Prostanoiden in Verbindung gesetzt wird und auch aktivierte Mikroglia können die Expression von COX-2 erhöhen. Dies führt nachfolgend zu einer erhöhten Freisetzung von Prostaglandin (PG) E2. Erhöhter PGE2 Umsatz kann zur vermehrten Bildung freier Sauerstoffradikale und zur Aktivierung von Astrozyten führen. Faktoren, die COX-2 Expression induzieren, sind inflammatorische Zytokine wie TNF-α, IL-1β, und N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptoraktivierung. Neue Befunde zeigen, dass COX-2 Expression durch c-Jun terminale Kinasen und Nuklearfaktor-κB reguliert wird. Bei Patienten mit IPS besteht eine erhöhte Expression von COX-2 verbunden mit erhöhten PGE2 Spiegeln. Zudem führte sowohl die genetische als auch pharmakologische Ausschaltung der COX-2 im experimentellen Parkinson-Modell, dem 1-Methyl-4-Phenyl-1, 2, 3, 6-Tetrahydropyridin (MPTP)-Mausmodell, zu einer neuroprotektiven Wirkung. MPTP führt zudem zur Aktivierung von Mikroglia und Astrozyten, die dem neuronalen Zelltod vorangeht. Mikroglia scheinen zwar nicht kausal an der Entstehung des IPS beteiligt zu sein, jedoch den zugrundeliegenden Degenerationsmechansimus zu propagieren.