Endoskopie heute 2005; 18 - V78
DOI: 10.1055/s-2005-864971

Hat die intraoperative Endoskopie noch eine Bedeutung in der Diagnostik von Dünndarmblutungen?

S Truong 1, O Schumacher 1, J Nutzmann 1, R Schwab 1, V Schumpelick 1
  • 1Chirurgie Uniklinikum Aachen, Chirurgische Endoskopie

In einer retrospektiven Studie wurde der Stellenwert der intraoperativen Endoskopie in der Diagnostik von Dünndarmblutungen unklaren Ursprungs untersucht.

Patient und Methoden: bei insgesamt 19 Patienten (4 Patienten mit okkulten Blutungen und 14 Patienten mit massiven Blutungen) wurden eine intraoperative Endoskopie des Dünndarms in allgemeiner Anästhesie durchgeführt. Nach Eröffnung des Abdomens und Lösung von Verwachsungen wurde mithilfe vom Operateur Dünndarm in das Endoskop eingestülpt und das Endoskop wurde bis zur Ilieozökalklappe vorgeschoben. Der Zugang erfolgte entweder per oral oder durch Enterostomien. Beim Zurückziehen des Instrumentes wurden die Blutungsquellen aufgesucht.

Ergebnis: Eine komplette Untersuchung des Dünndarms war bei allen 19 Patienten möglich. Bei 15 Patienten wurde die Blutungsursache festgestellt (5 Patienten mit Angiodysplasie, 3 Patienten mit Ulcera, 2 Patienten mit Blutungen aus Divertikel, 1 Patient mit Peutz-Jeghers-Syndrom, 1 Patient mit Morbus Crohn, 1 Patient mit strahleninduzierter Enteritis, 1 Patient mit Varizen und 1 Patient mit Dünndarmkarzinom). Bei 12 Patienten wurden zur Therapie Dünndarmsegmentresektionen durchgeführt, bei 2 Patienten Dünndarmteilresektionen mit Ulcusexzison, bei einem Patienten Dünndarmteilresektion mit endoskopischer Therapie von Blutungen der Ulcera im Dünndarm mit Fibrininjektion und Hämoclips. Bei 4 Patienten konnten keine Blutungsursachen durch die intraoperative Endoskopie festgestellt werden.

Bei 14 von 15 Patienten mit massiven Blutungen konnten die Blutungsursachen festgestellt werden (93%). Bei okkulten Blutungen wurde jedoch nur bei einem von vier Patienten (25%) die Blutungsquelle diagnostiziert.

Zusammenfassung: Mithilfe der intraoperativen Endoskopie konnten insgesamt bei 19 Patienten in 78% der Fälle die Blutungsursachen und Blutungslokalisationen exakt festgestellt werden. Trotz zunehmender verbesserter Diagnostik z.B. mit Kapselendoskopie hat die intraoperative Endoskopie noch eine Bedeutung in der Diagnostik von intestinalen Blutungen unklaren Ursprungs.