Endoskopie heute 2005; 18 - V32
DOI: 10.1055/s-2005-864925

Magenwandabszess nach nekrotisierender Pankreatitis

HP Behrenbeck 1, C Benz 1
  • 1Innere Medizin – Schwerpunkt Gastroenterologie, Evangelisches Krankenhaus Köln-Weyertal

Einleitung: Die Prognose einer Pankreatitis hängt entscheidend von der Frage ab, ob es sich um eine nekrotiserende oder eine ödematös-exsudative Pankreatitis handelt. Häufigste Todesursache sind hierbei infizierte Nekrosen, die zu einem septischen Verlauf führen können. Über Magenwandabszesse als Folge einer nekrotisierenden Pankreatitis finden sich in der Literatur keine Angaben.

Fallbericht: Wir berichten über einen 62-jährigen Patienten, der in einem auswärtigen Krankenhaus wegen einer nekrotisierenden Pankreatitis bei Pankreas divisum mit im CT ausgedehnten Nekrosen im Bereich der Bursa omentalis stationär behandelt wurde. Nach 4 Wochen konservativer, antibiotischer Therapie wurde der Patient beschwerdefrei entlassen. Nur 1 Woche später entwickelte sich ein Ikterus, der zur stationären Aufnahme in unserer Abteilung führte. Die ERCP ergab eine Choldochusstenose mit eitriger Cholangitis. Nach EPT erfolgte die Einlage einer biliodigestiven Prothese. 5 Wochen später traten Oberbauchschmerzen auf, in der ÖGD zeigte sich eine umschriebene Impression der Antrum-Hinterwand, aus der sich zentral Eiter entleerte. Außerdem fand sich eine Fistel im Bulbus duodeni. Das CT zeigte einen Abszess im Oberbauch, der von Pankreaskopf und Magenhinterwand nicht abzugrenzen war.

Daraufhin wurde eine endoskopische Fensterung des Abszesses vom Magen aus durchgeführt sowie über die duodenale Fistel eine transnasal ausgeleitete Spülsonde eingelegt. Außerdem wurde der Patient über eine nasojejunale Sonde ernährt sowie antibiotisch behandelt. Bei den Kontrolluntersuchungen nach 2 und 8 Wochen zeigte sich eine narbige Abheilung der Magenwand ohne Hinweis für ein Rezidiv. Die biliodigestive Prothese konnte nach 3 Monaten entfernt werden, die DHC-Stenose hatte sich zurückgebildet.

Diskussion: Magenwandabszesse sind sehr selten. Im vorliegenden Fall handelt es sich um eine infizierte pankreatitische Nekrose in der Bursa omentalis, die im Verlauf in der Magenwand abszedierte und ein ausgedehntes Fistelsystem zur Folge hatte. Der Nachweis von infizierten Nekrosen im Rahmen einer Pankreatitis stellt in der Regel eine eindeutige Indikation zur konsequenten, notfalls auch chirurgischen Drainage der Nekrosen dar. Andernfalls drohen ein septischer Verlauf mit Multiorganversagen und sehr schlechter Prognose. In diesem Fall führte die fehlende Drainage jedoch zu einer Abszedierung mit Ausbildung eines Magenwandabszesses und Fistelung zum Bulbus duodeni. Beides konnte erfolgreich endoskopisch-interventionell behandelt werden.

Folgerung: Ein Magenwandabszess als Folge einer infiziert-nekrotisierenden Pankreatitis ist eine Rarität. In Einzelfällen kann eine operative Revision vermieden und eine erfolgreiche endoskopisch-interventionelle Behandlung durchgeführt werden.