Endoskopie heute 2005; 18 - V12
DOI: 10.1055/s-2005-864907

Endorektalen Sonographie bei analen Crohn – Diagnostische und therapeutische Möglichkeiten

M Löhnert 1, JM Doniec 1
  • 1Chirurgische Klinik, Klinikum Rosenhöhe, Städt. Kliniken Bielefeld

Einleitung: Ziel der hier vorliegenden prospektiven Untersuchung war es, zu klären, ob die endorektale Sonographie (ERS) in der Lage ist, den Fistelverlauf mit hinreichender Genauigkeit zu beschreiben und Abszesse zu entdecken und gegebenenfalls die Therapie durch die so erhaltenen Erkenntnissse zu beieinflussen.

Methode und Ergebnisse: Bei75 Patienten mit klinischem Verdacht auf Fistel oder Abszess wurden proktologisch untersucht und eine ERS durchgeführt. In 47 Fällen gelang der Nachweis einer Fistel ohne Abszess mit exakter Beschreibung des Fistelganges im Verlauf zur Beckenboden- und Sphinktermuskulatur. Der Befund konnte in 46 von 47 Fällen intraoperativ bei der Fistelspaltung, bzw. der Fistulektomie bestätigt werden. Bei 28 Patienten wurde durch die ERS ein pararektal supralevatorisch gelegener Abszess entdeckt, bei 12 Patienten mit gleichzeitigem Fistelnachweis. Alle 28 Patienten wurden während der gleichen Sitzung unter LA mit einem doppellumigen Spül-Saug-Katheter drainiert. Nach Entfernung der Drainage konnte bei diesen 12 Patienten die Fistel einzeitig operiert werden.

Wir sahen keine Komplikationen der Drainagebehandlung. Es trat ein Abszessrezidiv bei bekannter Fistel auf, das durch eine erneute Drainage erfolgreich therapiert werden konnte. Es wurden drei Fistelrezidive bei M. Crohn innerhalb von 18 Monaten beobachtet.

Zusammenfassung: Die Endosonographie erlaubt es, sogenannte „einfache“ Fisteln mit tiefem marginalem oder intersphinkterem Verlauf zu erkennen und von den „komplizierten“ Fisteln mit hohem(trans- oder suprasphinkterem) Verlauf abzugrenzen. Bei bereits proktologisch voroperierten Patienten ist das Ausmaß von narbigen Sphinkterveränderungen beurteilbar, was bei Rezidivfisteln, zum Beispiel im Rahmen eines M. Crohn die Therapiewahl entscheidend beeinflussen kann. Die Drainagebehandlung supralevatorischer Abszesse offeriert zusätzlich eine Behandlungsmethode komplizierter Fistel- und Abszessleiden, die auch bei M. Crohn-Patienten zur Minimierung der Gewebstraumatisierung anwendbar ist.