Hintergrund: Das Ausmaß und die Regularität des postoperativen Hornhautastigmatismus sind ein
wichtiges Qualitätskriterium für das Resultat einer perforierenden Keratoplastik und
für die visuelle Rehabilitation von zentraler Bedeutung.
Durch die entsprechende Wahl der Trepanations und Nahttechnik wird bereits während
des Eingriffs versucht, das Ausmass des postoperativen Astigmatismus möglichst gering
zu halten.
Wird das Resultat einer ansonsten erfolgreichen Keratoplastik durch einen hohen Astigmatismus
beeinträchtigt, gibt es abhängig von dessem Ausmass verschiedene chirurgisch Korrekturmöglichkeiten.
Die zu nennenden Techniken sind die Excimer-Laser-Photoablation, die Implantation
torischer Intraokularlinsen, die Keratotomie mit und ohne Kompressionsnaht sowie die
Keilexcision. Eine häufig angewendete Technik mit gutem Korrekturpotential ist die
Bogenförmige Inzision im Bereich des steilen Meridians. Sie wird in der Regel im Narbenbereich
zwischen Wirtshornhaut und Transplantat oder im Transplantat selbst durchgeführt.
Inzisionen in der Wirtshornhaut selbst wurden bisher nicht beschrieben. In unserer
Klinik führen wir die Astigmatismuskeratotomie in der Wirtshornhaut durch. In einer
retrospektiven Studie haben wir die Effektivität und Vorhersagbarkeit dieser Methode
untersucht.
Patienten und Methode: Bei 11 Patienten wurden nach der Fadenentfernung bei einem Astigmatismus von durchschnittlich
9,1 Dioptrien (SD 3,5) bogenförmige Hornhautincisionen über eine Länge von 30–90°
und mit einer Tiefe von mindestens 80% der präoperativ gemessenen Hornhautdicke durchgeführt.
Die Lokalisation und die Lage der Inzisionen wurde anhand der Hornhauttopographie
geplant. Bei ungenügender Korrektur wurden weitere Inzisionen vorgenommen oder Kompressionsnähte
gelegt.
Resultate: Der postoperative mittels Hornhauttopographie gemessene Astigmatismus betrug durchschnittlich
3,4 Dioptrien (SD 1,2). Die Auswertung der Daten hinsichtlich Effekt und Vorhersagbarkeit
erfolgte mithilfe von Vektoranalyse nach der Methode von Alpins et al.
Schlussfolgerung: Der Hornhautastigmatismus nach perforierender Keratoplastik ist ein häufiges Problem.
Die chirurgische Behandlung ist aufgrund der begrenzten Vorhersagbarkeit der verschiedenen
Methoden schwierig.
Die Astigmatismuskeratotomie in der Empfängerhornhaut bietet eine weitere Option zur
Behandlung des hohen Astigmatismus nach perforierender Keratoplastik. Der Vorteil
liegt bei der Distanz zum Transplantat welches bei dieser Methode nicht tangiert und
somit weniger gefährdet wird.
Die von uns angewendete Methode der Astigmatismuskeratotomie ist sicher, es wurden
keine Perforationen oder Transplantatabstossungen beobachtet. Die Wirkung sowie die
Vorhersagbarkeit sind vergleichbar mit anderen Methoden, das Risiko für eine Überkorrektur
ist gering.