Klin Monbl Augenheilkd 2005; 222 - R135
DOI: 10.1055/s-2005-863951

Astigmatismus und Keratoplastik

I Schipper 1, F Bochmann 1
  • 1Luzern

Hintergrund: Das Ausmaß und die Regularität des postoperativen Hornhautastigmatismus sind ein wichtiges Qualitätskriterium für das Resultat einer perforierenden Keratoplastik und für die visuelle Rehabilitation von zentraler Bedeutung.

Durch die entsprechende Wahl der Trepanations und Nahttechnik wird bereits während des Eingriffs versucht, das Ausmass des postoperativen Astigmatismus möglichst gering zu halten.

Wird das Resultat einer ansonsten erfolgreichen Keratoplastik durch einen hohen Astigmatismus beeinträchtigt, gibt es abhängig von dessem Ausmass verschiedene chirurgisch Korrekturmöglichkeiten. Die zu nennenden Techniken sind die Excimer-Laser-Photoablation, die Implantation torischer Intraokularlinsen, die Keratotomie mit und ohne Kompressionsnaht sowie die Keilexcision. Eine häufig angewendete Technik mit gutem Korrekturpotential ist die Bogenförmige Inzision im Bereich des steilen Meridians. Sie wird in der Regel im Narbenbereich zwischen Wirtshornhaut und Transplantat oder im Transplantat selbst durchgeführt. Inzisionen in der Wirtshornhaut selbst wurden bisher nicht beschrieben. In unserer Klinik führen wir die Astigmatismuskeratotomie in der Wirtshornhaut durch. In einer retrospektiven Studie haben wir die Effektivität und Vorhersagbarkeit dieser Methode untersucht.

Patienten und Methode: Bei 11 Patienten wurden nach der Fadenentfernung bei einem Astigmatismus von durchschnittlich 9,1 Dioptrien (SD 3,5) bogenförmige Hornhautincisionen über eine Länge von 30–90° und mit einer Tiefe von mindestens 80% der präoperativ gemessenen Hornhautdicke durchgeführt. Die Lokalisation und die Lage der Inzisionen wurde anhand der Hornhauttopographie geplant. Bei ungenügender Korrektur wurden weitere Inzisionen vorgenommen oder Kompressionsnähte gelegt.

Resultate: Der postoperative mittels Hornhauttopographie gemessene Astigmatismus betrug durchschnittlich 3,4 Dioptrien (SD 1,2). Die Auswertung der Daten hinsichtlich Effekt und Vorhersagbarkeit erfolgte mithilfe von Vektoranalyse nach der Methode von Alpins et al.

Schlussfolgerung: Der Hornhautastigmatismus nach perforierender Keratoplastik ist ein häufiges Problem. Die chirurgische Behandlung ist aufgrund der begrenzten Vorhersagbarkeit der verschiedenen Methoden schwierig.

Die Astigmatismuskeratotomie in der Empfängerhornhaut bietet eine weitere Option zur Behandlung des hohen Astigmatismus nach perforierender Keratoplastik. Der Vorteil liegt bei der Distanz zum Transplantat welches bei dieser Methode nicht tangiert und somit weniger gefährdet wird.

Die von uns angewendete Methode der Astigmatismuskeratotomie ist sicher, es wurden keine Perforationen oder Transplantatabstossungen beobachtet. Die Wirkung sowie die Vorhersagbarkeit sind vergleichbar mit anderen Methoden, das Risiko für eine Überkorrektur ist gering.