Klin Monbl Augenheilkd 2005; 222 - R90
DOI: 10.1055/s-2005-863905

Vorgespannte Shift-IOL-Systeme: Konzepte und erste Entwicklungen

RM Menapace 1
  • 1Wien

Hintergrund: Shift-Linsen sollen die Brechkraft im System durch eine Vorwärtsverlagerung der Optik erhöhen und damit eine Akkommodation ermöglichen. Bei bislang realisierten Linsen dieses Typs sollte die vorwärtstreibende Kraft entweder durch eine Restelastizität der Kapselsackes (1CU) oder durch Glaskörperdruck ausgeübt werden (AT-45). Diese Annahmen haben sich in der Realität nicht bewahrheitet: Die axiale Bewegung unter medikamentösem wie physiologischem Akkommodationsimpuls erwies sich als betragsmässig sehr gering und im übrigen stark streuend. Zudem führten die zugrundegelegten Designmerkmale zu gelegentlich massiven Linsendeformierungen und/oder vermehrter Nachstarbildung. Aus dieser Erfahrung heraus sollten Shift-Linsensysteme grundsätzlich eine Vorspannung aufweisen, die bei Kontraktion des Ziliarmuskels freigesetzt und zu einer kalkulierbaren Vorwärtsbewegung der Optik führt. Zudem sollten sie auf Designkriterien beinhalten, deren gute Kapselsackperformance bekannt ist. Ein von Preussner entwickeltes System beruht auf der zusätzlichen Implantation eines speziellen Spannringes. Die Enden sind als nach innen weisende Paddel ausgeführt, die zur Antagonisierung der Kapselsackschrumpfungskräfte verschweisst werden. Zudem drücken die Paddel die Optik der dreiteiligen Standardlinse nach hinten gedrückt. Folge ist einmal eine definierte Zonulaspannung sowie eine posteriore Ausgangslage der Linse, aus der sich die Optik nach vorne bewegen kann. In einer weiteren Entwicklungsstufe sollen in die zwei Paddel auftriebsneutrale Permanentmagnete eingearbeitet werden, die von zwei im Bereich der Ansätze gerader Augenmuskel lokalisierten Magneten abgestossen werden. Damit wird bei Enspannung der Zonulafasern die Optik aus posterioren Ruheposition aktiv mit definierter Kraft nach vorne bewegt.

Material & Methode: Im Rahmen einer 2-Center-Studie (Arhaus-Wien) wurde in Wien der genannte Spannring nach Preussner (Firma AcriTec) in 9 Augen implantiert und unmittelbar postoperativ mit Argonlaser verschweist. In der Folge wurden Lagebezug der Implantate, die Dauerhaftigkeit der Verschweissung sowie die Entwicklung der Vorderkammertiefe beobachtet.

Ergebnisse: Der Ring erwies sich mit dem dafür entwickelten Injektor problemlos und sicher durch einen 4mm Sklerokornealtunnel implantieren. Die verwendete 3-stückige Linse (Acrysof MA60AC) wurde von den Paddeln des Ringes in optimal zentrierter und stabiler posteriore Position gehalten. Die Vorderkammertiefe lag nach 3 Monaten um 5.5mm. Bis auf einen Fall konnte die Laserverweissung eine Kontraktion des Kapselsackes verhindern.

Schlussfolgerung: In einer ersten Studie konnten Sicherheit und Effektivität des Spannringes in bezug auf Kapselsackstabilisierung und die Gewährung einer Vorspannung nachgewiesen werden.