Klin Monbl Augenheilkd 2005; 222 - R4
DOI: 10.1055/s-2005-863819

Bimanuelle Phako – kann sie die konventionelle Phako ersetzen?

RM Menapace 1
  • 1Wien

Technische Verbesserungen der Softwaresteuerung haben die Effizienz des Energietransfers Phakotip/Linse gesteigert und die friktionsbedingte Wärmeentwicklung soweit reduziert, dass auf die Mantelkühlung verzichtet und der Durchmesser der Phakonadel so klein gewählt werden konnte, dass die Kataraktoperation durch Schnitte von ca. 1,5mm durchgeführt werden kann. Als Vorteile werden eine bessere Stabilität der Hornhaut mit geringerer Astigmatismusinduktion, sowie eine höhere Sicherheit des Wundverschlusses mit verringertem Infektionsrisiko angeführt. Wieweit sind diese Vorteile klinisch relevant? –1. Hornhautstabilität: Topographische Batch-Analysen haben gezeigt: Tunnelinzisionen, deren Eingang außerhalb des Limbus (retrolimbal/skleral) angelegt ist, verursachen eine deutlich geringe Abflachung der angrenzenden Hornhaut als korneal angelegte. Bei temporalen Sklerokornealschnitten wird die für die Sehschärfe relevante zentrale 3mm-Zone der Hornhautkuppel bis zu einer Schnittweite von 4mm nicht tangiert. –2. Wundstabilität: Lage der Eckpunkte des Tunneleinganges und Tunnellänge entscheiden, ob bei Impression der Sklera im Eingangsbereich der Tunnelboden so weit nach unten gedrückt wird, dass sich die innere Lippe öffnet. Eine quadratisch konfigurierte sklerokorneale 3,2mm Tunnelinzision bietet ausreichende Deformationsstabilät bei digitaler Manipulation der Wunde. – Welche Nachteile sind mit MICS verbunden?

  • Das starre Rohr dehnt die schlitzförmige Parazentese und lässt Infusionsflüssigkeit ungehindert und je nach Verkippung in rasch wechselnder Menge zu beiden Seiten des Phakotips austreten. Die für eine effiziente Emulsifikation mit Mikrotips nötigen erhöhten Flow- und Vakuumraten bei unzureichendem Influx über die 0,9mm Infusionskanüle erhöhen den Windkesseleffekt und beeinträchtigen die Kammerstabilität.

  • Konventionelle Faltlinsen sind für 3mm Inzisionen konzipiert. Korneale Minischnitte werden überdehnt, ein zu starke Kompression kann die mechanischen und optischen Eigenschaften der Linse beeinträchtigen. MICS Linsen können unbeschadet implantiert werden, lassen jedoch als Plattenlinsen vermehrt Nachstar erwarten. Dünne IOLs neigen zu Deformierung bei Fibrose und subjektiv optischen Störphänomenen durch Randabstufung.

  • Allgemein gilt: Zu knapp bemessene Inzisionen werden durch die Instrumente an den Ecken überdehnt, was intraoperativ zur Einschränkung der Sichtkontrolle durch Stromaödem und zu Endotheltrauma, postoperativ zu Wundleckage durch Beschädigung der Hornhautlippe führen kann.

Somit stehen beim jetzigen Entwicklungsstand der MICS den theoretische Vorteilen der kleineren Inzisionen Nachteile gegenüber, die sie der koaxialen Phakotechnik mit herkömmlichen Linsen deutlich unterlegen macht.