Klin Monbl Augenheilkd 2005; 222(10): 759
DOI: 10.1055/s-2005-858744
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Glaukom - ein Kaleidoskop unterschiedlichster Erkrankungen, die nicht selten verkannt werden

Glaucoma - A  Kaleidoscope  of Widely Differing Diseases that is Not Infrequently UnrecognizedG. I. W. Duncker1
  • 1Universitäts-Augenklinik, Halle/Saale
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Publication Date:
21 October 2005 (online)

Nach wie vor sind Glaukomerkrankungen eine der häufigsten Erblindungsursachen, global wird sogar angenommen, dass sie überhaupt den häufigsten Grund für eine irreversible, nicht kurable Erblindung darstellen. Allein die Klassifikation der Glaukome nach ihrer Ätiologie ist bereits so umfangreich, dass manche Nuancen der Diagnostik und Therapie nur vom Glaukomspezialisten beherrscht werden.

Das vorliegende Sonderheft „Glaukom” bemüht sich insbesondere, einen Beitrag zu leisten für die Erkennung und Behandlung komplizierter Sekundärglaukome, wie z. B. traumatische Glaukome, entzündungsbedingte Glaukome oder auch die Gruppe neoplastischer sekundärer Glaukome. In diesem Zusammenhang sei ergänzend auf die hervorragende Monographie „Sekundärglaukome” der Autoren T. Schlote und J. M. Rohrbach verwiesen.

Es ist bekannt, dass außerhalb von besonders für die Glaukomdiagnostik ausgewiesenen Zentren häufig gerade das sog. Normaldruckglaukom unterdiagnostiziert wird. Die betroffene Gruppe der häufig psychosomatisch auffälligen Patienten wird in einer Übersichtsarbeit der Autoren D. Baleano und G. Michelson dargestellt, welche als „state of the art” der Behandlung der Normaldruckglaukome angesehen werden kann.

Gerade die medikamentöse Behandlung lebt von der Auswertung prospektiver, randomisierter Glaukomstudien. Eine Orientierung ist hier für den praktisch tätigen Ophthalmologen nicht immer einfach. Eine hervorragende Orientierungshilfe bietet hier der Beitrag „Update prospektiver Glaukomstudien” von K. O. Ahrend und C. Redbrake.

Den Stellenwert der Selbsttonometrie stellt R. Vogt in einer prospektiven Studie dar, die dem praktischen Augenarzt die Entscheidung erleichtern möge, ob und wann er seinem Patienten die Anschaffung eines solchen Selbsttonometers empfehlen kann.

Mit der zunehmenden Frequenz refraktiver Eingriffe werden auch mehr Patienten davon betroffen sein, nach einer durchgeführten LASIK-Operation später ein Glaukom zu entwickeln. Hier ist die korrekte Applanationstonometrie eine wichtige Voraussetzung für die weitere Beratung und Betreuung der Patienten. Kohlhaas und Mitarb. geben hier eine prospektive Studie wieder, die sich mit der Applanationstonometrie bei Normalpatienten und Patienten nach LASIK beschäftigt.

Während in der Vergangenheit so genannte Drainage-Implantate bisher zur „Außenseiter-Chirurgie” bei Glaukom gehörten, zeigt die Arbeit von M. Jähne und G. Sulzer, dass mit derartigen Implantaten durchaus auch bei anders nicht zu beherrschenden Glaukomformen akzeptable Ergebnisse erzielt werden können. Die hier aufgetretenen Fälle einer Phthisis bulbi können wahrscheinlich durch Verwendung von Ventilimplantaten (Ahmet) vermieden werden.

Ergänzend wird im vorliegenden Heft auf die Klassifikation, Klinik und Diagnostik iridokornealer-endothelialer Syndrome eingegangen, der Einfluss der Prostaglandine auf die Kammerwasserdynamik untersucht und es wird auf die Problematik des Glaukoms in Zentralafrika eingegangen.

Die Beiträge dieses Sonderheftes „Glaukom” gehen auf ein Glaukom-Symposium zurück, das im Januar 2005 in Halle stattgefunden hat. Den Autoren sei an dieser Stelle ausdrücklich gedankt, dass sie sich zusätzlich zu ihren Symposiumsbeiträgen der Mühe der Manuskripterarbeitung unterzogen haben.

Prof. Dr. med. G. I. W. Duncker

Universitäts-Augenklinik

Ernst-Grube-Str. 40

06120 Halle (Saale)

Email: gernot.duncker@medizin.uni-halle.de

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