ZFA (Stuttgart) 2005; 81(5): 185
DOI: 10.1055/s-2005-836519
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Sinnvoller Ressourceneinsatz

E. Baum1
  • 1Fachärztin für Allgemeinmedizin, Abteilung Allgemeinmedizin, Präventive u. Rehabilitative Medizin, Biebertal
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Publication Date:
09 May 2005 (online)

Als neues Mitglied im Herausgeber-Team möchte ich mich kurz vorstellen: Seit 1982 arbeite ich in einer Allgemeinarztpraxis in Biebertal/Mittelhessen und hatte dabei von Anfang an noch Aufgaben in Forschung und Lehre der Allgemeinmedizin: zunächst an der Uni Gießen, seit 1988 in Marburg. Die Integration der drei Perspektiven Praxistätigkeit, Unterricht in Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie die Beantwortung von Forschungsfragen aus und in unseren Praxen war für mich immer spannend und persönlich bereichernd.

Heute ist der Einzelne nicht mehr in der Lage, alle drei Bereiche gleich hervorragend auszufüllen, aber viel mehr Kollegen als bisher können und sollten in allen diesen Feldern aktiv werden und im Team das breite und hoch interessante Spektrum unseres Faches abdecken. Die DEGAM-Mitglieder und anderen Leser der ZfA sind eine ideale Zielgruppe für diese Integration. Deshalb habe ich mich entschlossen, hier verstärkt mitzuarbeiten. Allerdings werde ich auch weiterhin den größten Teil meiner Arbeitszeit in unserer hausärztlichen Gemeinschaftspraxis verbringen.

Dieses Heft hat einen Schwerpunkt im nervenheilkundlichen Bereich. Früher war die Neurologie ein interessantes Fach mit weitgehendem therapeutischem Nihilismus. Dies hat sich grundlegend gewandelt, allerdings müssen die von den Spezialisten meist hoch gelobten Fortschritte aus hausärztlicher Sicht doch immer wieder kritisch hinterfragt werden. Die Spezialisten und insbesondere deren Protagonisten sehen eben viel seltener als wir blande Verläufe, Therapieabbrüche und das weitere Schicksal der Patienten und ihrer Angehörigen, wenn Pflegebedürftigkeit eingetreten ist.

Die Richtgröße für die Verordnung von Arzneimitteln für Mitglieder/Familienangehörige beträgt bei Allgemeinmedizinern 37 €, bei Neurologen 156 € (nur Nephrologen und Onkologen liegen höher), bei Psychiatern 68 € pro Quartal. Das britische NICE-Institut hat bereits früher den marginalen Nutzen im Verhältnis zu den immensen Kosten der breit eingesetzten Interferon-Therapie bei MS bemängelt und wird voraussichtlich die Kostenerstattung für Antidementiva im staatlichen Gesundheitssystem aus dem gleichen Grund beenden. Da wir tagtäglich in dem Dilemma der persönlichen Haftung für Budgetüberschreitungen stehen und gleichzeitig das bestmögliche für unsere Patienten erreichen wollen, habe ich diese beiden derzeit stark umworbenen Komplexe schwerpunktmäßig ausgewählt.

Das kritische Publikum der ZfA ist sicher sehr gut in der Lage, aus der Synopse der verschiedenen Artikel zur Demenz vernünftige Schlussfolgerungen für die aktuelle eigene Praxistätigkeit und unseren Unterricht z. B. im Blockpraktikum Allgemeinmedizin zu ziehen. Dabei werden möglicherweise ebenso wie ich viele Kollegen die 7 Forderungen von Melchinger und Machleidt nicht als richtige Konsequenz aus der vorgestellten Studie ansehen. Diese Thesen regen allerdings zum Nachdenken an und Sie, liebe Leser, können sich Ihr eigenes Urteil bilden!

Prof. Dr. med. Erika Baum

Fachärztin für Allgemeinmedizin

Abteilung Allgemeinmedizin, Präventive u. Rehabilitative Medizin

Dresdener Straße 34

35444 Biebertal

Email: Baum064092007@t-online.de

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