psychoneuro 2004; 30(11): 600
DOI: 10.1055/s-2004-837088
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schwangerschaft, Stillzeit und psychische Störungen - www.frauen-und-psychiatrie.de

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Publication Date:
02 December 2004 (online)

 

Obwohl die Mehrzahl psychisch kranker Frauen zwischen Pubertät und Klimakterium erkrankt, ist der Umgang mit Fragen der Fertilität, Schwangerschaft, Postpartalzeit, Menstruationszyklus und Perimenopause für Psychiater nicht die tägliche Routine. Ob es sich um eine ungeplante Schwangerschaft bei einer psychisch kranken Patientin handelt, die ein Medikament oder möglicherweise sogar mehrere Psychopharmaka nimmt, oder um eine Patientin, die gezielt mit dem Thema Kinderwunsch kommt - häufig fühlt man sich als Psychiater, Gynäkologe oder Hausarzt in Klinik und Praxis von diesen Themen und den Fragen der Patientinnen überfordert.

Besonders die Gabe von Psychopharmaka in der Schwangerschaft oder bei stillenden Müttern ist angstbesetzt - sicher nicht zuletzt durch den mittlerweile über 40 Jahre zurückliegenden Contergan-Skandal.

Aus dem Gefühl der Fürsorge für die Patientin und das ungeborene Kind resultiert nicht selten eine spontane, nicht immer gut durchdachte Empfehlung, die Medikation im Kontext einer Schwangerschaft abzusetzen oder umzustellen. Dies kann jedoch die Patientin psychisch destabilisieren und im Einzelfall einen katastrophalen Verlauf der Erkrankung einleiten. Ein Vorteil für die frühe Embryonalentwicklung ist ohnehin nicht mehr zu erwarten, wenn erst anlässlich der Feststellung einer Schwangerschaft eine vermeintlich suspekte Medikation abgesetzt wird.

Als Psychiaterin und Psychotherapeutin, die in den letzten Jahren spezialisiert im Bereich der Gynäkopsychiatrie und Gynäkologischen Psychosomatik gearbeitet hat, sind für die Autorin Prof. Anke Rohde entsprechende Fragen und Unsicherheiten in der Zwischenzeit Routine geworden; nicht zuletzt aufgrund der vielfältigen Anfragen von Kolleginnen und Kollegen sowie aus der Beratung psychiatrischer Patientinnen heraus.

Einen anderen Beratungshintergrund hat der Pädiater Dr. Christof Schaefer als Leiter des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryotoxikologie in Berlin: dort werden nicht nur telefonisch und schriftlich Ärzte und betroffene Patientinnen kompetent beraten, sondern auch Schwangerschaftsverläufe unter Medikation registriert, hinsichtlich ihres Ausgangs erfasst und mit internationalen Datenbanken ausgetauscht.

Auf diesem Erfahrungshintergrund entstand bei den beiden Autoren die Idee, über eine leicht zugänglicheInternet-Datenbank (www.frauen-und-psychiatrie.de) die aktuellen Informationen zu frauenspezifischen psychischen Störungen, zu den verschiedenen Aspekten der weiblichen Reproduktion sowie alle verfügbaren Informationen zum Einsatz von Psychopharmaka in der Schwangerschaft und Stillzeit online verfügbar zu machen.

Ein besonderes Informationsbedürfnis besteht in der Praxis bezüglich der "neuen" Substanzen, wie den atypischen Neuroleptika oder den Antidepressiva vom SSRI-Typ. Deshalb stehen diese im Mittelpunkt der Internet-Datenbank.

Für etwa 20 verschiedene Substanzen sind alle aktuellen Informationen zu Verläufen in der Schwangerschaft, Übergang in die Muttermilch, teratogenen und fetotoxischen Einflüssen, Auswirkungen auf den Menstruationszyklus und Prolaktinspiegel sowie Fragen im Zusammenhang mit der Kontrazeption kompakt und übersichtlich dargestellt.

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