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DOI: 10.1055/s-2004-837033
Verlauf einer schweren Contusio nervi optici mit Optikusatrophie – eine Falldemonstration
Eine Optikusatrophie entsteht häufig nach stumpfem Trauma bei Sturz auf Stirn oder Schläfe.
Wir berichten über ein 12-jähriges Mädchen mit schwerer Optikusatrophie nach Aufschlagen der rechten Kopfseite nach Fahrradsturz. Unmittelbar nach dem Sturz bemerkte das Kind ein Verschwommensehen auf dem rechten Auge. Eine Schädelhirntrauma-Symptomatik bestand nicht. Das Kind wurde bei einem Visus am rechten Auge von 1/50, einem relativen afferenten Pupillendefizit, einer parazentral kleinen Restgesichtsfeldinsel in der Goldmann-Perimetrie aber unauffälligem Fundusbefund stationär zur weiteren diagnostischen Abklärung und Therapie für 3 Tage aufgenommen. Als Therapie wurde der Patientin für 3 Tage 500mg Cortison intravenös injiziert. Das koronare CT der Orbita sowie das MRT-Schädel waren ohne pathologischen Befund.
Der Verlauf wurde mittels Visus, Funduskopie, VECP, HRT, GDx und Foto bis zu einem viertel Jahr nach dem Ereignis dokumentiert. Einer anfänglich wöchentlichen Kontrolle folgten monatliche Wiedervorstellungen in unserer Poliklinik. Der initiale Visus von 1/50 verbesserte sich nach vier Monaten auf 1/10. In der Goldmann-Perimetrie konnte eine geringfügige Zunahme der Außengrenzen des Gesichtfeldes festgestellt werden. HRT und GDx zeigten im Verlauf eine Abnahme der retinalen Nervenfaserschicht. Funduskopisch präsentierte sich etwa 7 Wochen nach dem Sturz eine deutliche Papillenablassung sowie eine Zunahme der Cup-to-Disk-Ratio von 0,3 auf 0,5. Es hat sich eine Optikusatrophie manifestiert. Bei oben genannten Befunden kann von einer posterioren intrakanalikulären Verletzung des Nervus opticus ausgegangen werden, d.h. die Verletzung ist zwischen Eintritt der Zentralarterie in den Sehnerven und dem Chiasma gelegen. Der genaue Schädigungsmechanismus ist unklar. Diskutiert werden
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Blutungen in die Sehnervenscheiden,
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Schädigungen durch Scherkräfte am Sehnerven selbst und an dessen versorgenden Gefäßen (=Post Shear Stress Syndrom) wie auch
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die direkte Verletzung der Nervenfaserbündel durch die Schockwelle.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass sich nach einem schweren Schädeltrauma eine irreversible Optikusatrophie ausbilden kann. Mit einer primär hochdosierten Steroidegabe als entquellende und antientzündliche Maßnahme kann jedoch eine geringe Visuserholung erzielt werden.