Klin Monbl Augenheilkd 2004; 221 - V46
DOI: 10.1055/s-2004-836200

Zyklisches Schielen am Beispiel einer zyklischen Vertikaldeviation – eine ungewöhnliche Schielform

V Bau 1, R Weidlich 1, GIW Duncker 1, S Zierz 1
  • 1Universitätsklinik und Poliklinik für Augenheilkunde Halle/Saale

Hintergrund: Zyklisches Schielen ist eine seltene Schielform, die spontan, nach Strabismuschirurgie und zerebralen Prozessen auftreten kann. Fast ausschließlich wurde bisher über konvergente Abweichungen berichtet. Eine zyklische Vertikaldeviation ist bisher nur einmal bei einem Patienten nach kraniofazialer Operation einer frontoorbitalen fibrösen Dysplasie beschrieben worden.

Methodik: Fallbeschreibung.

Ergebnisse: Eine 34-jährige Patientin litt über 2 Jahre an einer rezidivierenden beidseitigen okulären Myositis. Beidseits waren residuelle Motilitätseinschränkungen zu verzeichnen, jedoch kein Stellungsfehler. Ohne Anzeichen eines Rezidivs begann 6 Monate nach dem letzten Entzündungsschub eine zyklische Vertikaldeviation: im 48-h-Rhythmus wechselten sich Schieltage mit Hypotropie des linken Auges und entsprechender Diplopie und Nichtschieltage mit Parallelstand ab. Durch Rücklagerung des M. rectus inferior links konnte die Störung beseitigt werden.

Schlussfolgerung: Die Ursache zyklischer Deviationen und des meist vorhandenen 48-h-Rhythmus ist bisher nicht bekannt. Verschiedene Hirnschädigungen scheinen eine primär zentrale Regelstörung verursachen zu können. Das Auftreten nach Strabismuschirurgie und, wie im vorliegenden Fall, nach okulärer Myositis, legt dagegen auch periphere Veränderungen an den Augenmuskeln als Ursache der Störung einer zentralen Steuerung nahe. Therapeutisch kann wiederum Strabismuschirurgie sowohl bei horizontalen als auch vertikalen Abweichungen erfolgreich sein.