Klin Monbl Augenheilkd 2004; 221 - KV17
DOI: 10.1055/s-2004-836169

Seltene Lokalisation von Metastasen

C Wiederhold 1, GIW Duncker 1, J Herde 1
  • 1Universitätsklinik und Poliklinik für Augenheilkunde Halle/Saale

Hintergrund: Aderhautmetastasen, in 40% von Mamma- und in 29% von Lungenkarzinomen ausgehend, sind als häufigste intraokulare maligne Tumoren der Erwachsenen eine wichtige Differenzialdiagnose des malignen Aderhautmelanoms. Metastasen im N. opticus treten eher selten auf.

Methodik: Eine 49-jährige Patientin wurde konsiliarisch wegen einer seit 1 Woche bestehenden Sehverschlechterung links vorgestellt. Der Visus betrug rechts 1,0, links Lichtschein mit richtiger Projektion und Handbewegungen. Es bestand eine Anisokorie zugunsten links. Bei regelrechtem rechten Fundus waren links eine randunscharfe, gering prominente Papille sowie mittelperipher bei 1 und 5 Uhr leopardfellartige prominente, echographisch mittelhoch reflektive Verdickungen des Netzhaut-Aderhaut-Niveaus (max. 2,5mm) nachweisbar. Anamnestisch relevant sind die Ablatio mammae, Axillardissektion und 4 Zyklen Chemotherapie 2001.

Ergebnisse: Der von uns erhobene Verdacht der Optikusinfiltration und Aderhautmetastasen bestätigte sich im MRT. Es zeigte sich eine unscharf begrenzte, stark Kontrastmittel anreichernde Läsion im linken N. opticus. Des Weiteren wurden zerebrale, pulmonale, hepatische und ossäre Metastasen diagnostiziert. Unter der Radiatio des Gehirns und der stereotaktischen Bestrahlung des N. opticus sowie der Aderhautmetastasen, kombiniert mit der Radiochemotherapie der HWS/BWS/LWS zeigten die Aderhautmetastasen eine beginnende Rückbildung. Echographisch nahm die Prominenz auf 0,8mm ab. Der Visus von Lux proj. falsa ist durch die totale Optikusatrophie erklärt.

Schlussfolgerung: Im Gegensatz zu Metastasen der Chorioidea stellen solche im N. opticus eine Rarität da. Die Radio- und Chemotherapie kann den metastischen Prozess zwar eingrenzen, eine Funktionsbesserung bei der Lokalisation im N. opticus ist eher nicht zu erwarten.