Klin Monbl Augenheilkd 2004; 221 - V34
DOI: 10.1055/s-2004-835203

Zur Differenzialdiagnose und Behandlung orbitaler Raumforderungen bei 223 Patienten

R Meiller 1, CY Mardin 1, T Kirchner 2, LM Holbach 1
  • 1Augenklinik mit Poliklinik und
  • 2Pathologisches Institut der Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen

Ziel: Erfassung der Diagnosen und Behandlungsprinzipien von Patienten mit orbitalen Raumforderungen, bei denen eine exzisionale oder inzisionale Biopsie durchgeführt wurde.

Patienten und Methoden: Retrospektive Auswertung der Krankenakten konsekutiver Patienten der Orbitasprechstunde mit orbitaler Raumforderung, exzisionaler oder inzisionaler Biopsie durch vordere oder laterale transossäre Orbitotomie zwischen 1997 und 2003.

Ergebnisse: Bei 223 Patienten mit raumfordernden Prozessen handelte es sich um 34 lymphoide Tumoren (lymphoide Hyperplasie 4, Non-Hodgkin-Lymphome 29, Plasmozytom 1), 18 vaskuläre Raumforderungen (kavernöses Hämangiom 10, intraossäres Hämangiom 1, Hämangioperizytom 3, Lymphangiom 2, Varix 1, Angiosarkom 1), 31 entzündliche Prozesse (Pseudotumor 15, Wegenersche Granulomatose 2, Paraffingranulom 2, andere Fremdkörpergranulome 4, Sarkoidose 2, infektiöse orbitale Zellulitis 1, Enophthalmus/Sinusitis max. 2, Cholesteringranulome 3), 13 Tränendrüsentumoren (pleomorphes Adenom 5, Dakryops 5, adenoidzystisches Karzinom 3), 14 sekundäre Tumoren (Metastasen 6, lokale Invasion 8), 6 neurogene Tumoren (solitäres Neurofibrom 3, Neurinom 1, Keilbeinflügel-Meningeom 1, ektopisches Meningeom 1), 94 Zysten (Dermoidzysten 90, konjunktivale Dermoide 2, epitheliale Implantationszyste 1, Mikrophthalmus mit Zyste 1), 4 Langerhans-Zell-Histiozytosen, 5 myogene Tumoren (Rhabdomyosarkom 4, Leimyosarkom 1), 3 fibröse (Myofibrom 2, solitärer fibröser Tumor 1), 1 Knochentumor (Osteom). Der chirurgische Zugangsweg bei den Haupteingriffen umfasste bei 185 Patienten eine vordere (transkutane, extraperiosteale oder transkonjunktivale) Orbitotomie, bei 25 Patienten eine laterale transossäre Orbitotomie, bei 13 Patienten eine Exenteratio orbitae. Bei 155 Patienten war es eine exzisionale, bei 68 eine inzisionale Biopsie. Die inzisonalen Biopsien waren meistens kombiniert mit einer weitest möglichen chirurgischen Tumorvolumenreduktion. Den inzisionalen Biopsien folgten eine systemische Chemotherapie u./o. Radiatio. Ausgewählte Beispiele werden demonstriert.

Schlussfolgerung: 1. Klinischer Verlauf, Untersuchung und gezielte präoperative Bildgebung liefern eine sehr gute Verdachts- bzw. Arbeitsdiagnose als vorbereitende Maßnahme für die Planung des operativen Eingriffes. Fast immer ist jedoch die histopathologische Diagnose (Goldstandard) wesentlich für die postoperative, häufig interdisziplinäre Nachsorge. 2. Die erfolgreiche Behandlung der meisten orbitalen Raumforderungen ist durch vordere oder laterale Orbitotomie möglich. In ausgewählten Situationen kann der endonasale oder transkraniale Weg hilfreich sein.